Mensch, was suchst Du?
Einen Weg zu Gott?
Es gibt viele Wege zu Gott! – Und alle sind richtig.
Auf all Deinen Wegen geht Gott mit und ist gleichzeitig das Ziel.
Und noch mal: Es gibt viele Wege:
Es gibt den benediktinischen, den dominikanischen,
den karmelitischen, den franziskanischen
und noch viele andere Wege.
Spüre, welcher Weg der Deinige ist!
Du sagst, der franziskanische Weg ist Dein Weg.
Warum dieser Weg?
Was ist für Dich so interessant an dem Gründer, Franziskus von Assisi, dass Du ihn zu Deinem Vorbild wählst?
Diese Frage kannst Du nur selbst beantworten.
Du suchst eine Gemeinschaft?
Es gibt viele Gemeinschaften, die sich auf Franz von Assisi und mit ihm auch auf Klara von Assisi berufen.
Da sind die Ersten Orden: die Franziskaner, Kapuziner und Minoriten.
Auch den Zweiten Orden möchte ich Dir nennen: die Klarissen und Kapuziner-Klarissen.
Dann gibt es noch den großen Zweig des Regulierten Dritten Ordens.
Das sind Gemeinschaften, die einen eigenen Gründer, eine eigene Gründerin haben, die aber keine eigene Regel, sondern die Regel des heiligen Franziskus für ihre Gemeinschaft übernommen haben.
Kompliziert, nicht wahr?
Übrigens: Diese drei Zweige sind klösterliche Gemeinschaften.
Ins Kloster gehen möchtest Du nicht?
Du suchst eine Gemeinschaft, die sich auf Franziskus gründet, aber nicht in einem Kloster zusammenlebt.
Eine Gemeinschaft,
- die also nicht tagtäglich zusammen ist,
- die Dir den nötigen Freiraum lässt, damit Du da, wo Du lebst, Dein Leben aus dem Glauben gestalten kannst,
- wo Du mit Gleichgesinnten eine Richtung gehst, Deinen Beruf ausüben kannst, ohne die Arbeitsstelle zu wechseln oder gar aufgeben zu müssen,
- die sich regelmäßig trifft, wo Du aber für Dein Gebetsleben / für Dein spirituelles Leben überwiegend eigenverantwortlich bist, das heißt, das Du es so gestalten kannst, wie Du es willst und kannst.
Es gibt eine solche Gemeinschaft; sie heißt: „Ordo Franciscanus Saecularis“ und wird abgekürzt „OFS“.
Bis Juni 2012 hieß sie im deutschsprachigen Raum „Franziskanische Gemeinschaft“.
Ordo Franciscanus Saecularis ist lateinisch und bedeutet übersetzt: „Weltlicher Franziskanischer Orden“.
Das heißt aber nicht, dass die Mitglieder „verweltlicht“ sind, sondern dass sie „in der Welt“ leben, also einfach gesagt: nicht hinter Klostermauern. Im weiteren Verlauf wird immer nur das Kürzel „OFS“ benutzt.
Aber OFS – was bedeutet das konkret, fragst Du?
Was möchtest Du wissen:
- Etwas über die Geschichte?
- Etwas über die Lebensweise?
- Etwas über die Struktur?
Nun gut, von allem ein bisschen, zum Reinschnuppern.
Fangen wir mit einem Blick zurück an.
Die „Schwestern und Brüder von der Buße“ gehen in ihrer Entwicklung auf die Pönitentenbewegung im 12. Jahrhundert zurück und auf Menschen, die durch die Begegnung mit Franziskus und seinen Brüdern ihrem Leben eine neue Ausrichtung geben wollten. In einem seiner Briefe gab Franziskus ihnen Hinweise, wie sie dieses umsetzen konnten.
Im Jahr 1289 wurden die immer größer werdende Bewegung von Papst Nikolaus IV offiziell mit der Bezeichnung „Dritter Orden des hl. Franziskus“ und einer eigenen Lebensform („Regel“) dem Franziskanerorden unterstellt. Diese Lebensform behielt über fast 600 Jahre ihre Gültigkeit und wurde erst 1883 den veränderten zeitlichen Gegebenheiten angepasst. Dazu approbierte Papst Leo XIII eine neue Regel und übertrug die eigentliche Leitung den Brüdern des Ersten Ordens. Sie waren fortan die „Direktoren“ des Dritten Ordens. Ein Umdenken setzte erst nach dem zweiten Weltkrieg ein. Besonders infolge des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde die Erneuerung der Orden im Sinne der Gründer betont. Dies führte dazu, dass die Mitglieder des OFS die Geschicke und Leitung in weitgehend eigenständiger Regie übernehmen und die Brüder des Ersten Ordens sie dabei als geistliche Assistenten begleiten.
Sollten sie nicht zur Verfügung stehen, kann diese geistliche Assistenz auch von Brüdern und Schwestern der anderen franziskanischen Zweige übernommen werden, oder auch von anderen Ordensleuten oder Diözesanpriestern.
Über die Lebensweise
Mitglieder des OFS sind Männer und Frauen, Verheiratete und Ledige, Laien und Kleriker. Sie treffen sich in den „lokalen Gemeinschaften“ ein bis zwei Mal im Monat. Die Zusammenkunft heißt „Kapitel“ und sieht ganz unterschiedlich aus, je nach Zusammensetzung der lokalen Gemeinschaft. Mittelpunkt des Lebens des OFS ist, wie damals bei Franziskus, Christus. Daher hat das Gebet einen hohen Stellenwert – aber nicht nur bei den Kapiteln, sondern auch im alltäglichen Leben, wo die Mitglieder am Stundengebet der Kirche und wenn möglich auch an der Feier der Eucharistie teilnehmen.
Bei den Kapiteln soll außerdem der Austausch und das geschwisterliche Miteinander nicht zu kurz kommen. Dabei geht es darum, sich gegenseitig zu stützen und Mut zu machen, die franziskanische Spiritualität zu leben, was im Alltag oftmals nicht so einfach ist. Je nach Zusammensetzung der lokalen Gemeinschaft wird mit thematischen Impulsen gearbeitet.
Jetzt fragst Du Dich sicherlich, was das für eine franziskanische Spiritualität ist, die im Alltag sichtbar werden soll.
Es geht darum, die franziskanischen Grundhaltungen ins Leben umzusetzen.
Die Mitglieder des OFS verpflichten sich durch ein Versprechen, entweder auf Zeit oder lebenslang, „das Evangelium im Alltag zu leben“.
Dein Einwand ist berechtigt: Jeder Christ sollte das Evangelium leben.
Doch für die Mitglieder des OFS bedeutet das ganz konkret, dass sie in der Familie, im Beruf, bei allen Begegnungen durch ihr Leben Zeugnis von der Botschaft Christi geben, wobei Franziskus als Vorbild dient. Das Versprechen wird im Rahmen einer gottesdienstlichen Feier vom Vorsteher der lokalen Gemeinschaft im Namen der Kirche und der Gemeinschaft entgegen genommen. Als Zeuge der Kirche fungiert der Priester, weitere Zeugen sind Mitglieder der Gemeinschaft, die schon ihr Versprechen abgelegt haben.
„Evangelium leben im Alltag“ ist eine Herausforderung. Denn es bedeutet, dass jedes Mitglied in eigener Verantwortung sein Leben nach den franziskanischen Grundhaltungen ausrichtet, ohne die Rahmenbedingungen, die eine Klostergemeinschaft z.B. durch feste Gebetszeiten bietet.
Die Umsetzung des Vorsatzes, – Leben nach dem Evangelium -, bleibt natürlich unüberprüfbar. Sie geschieht ja in eigener Verantwortung. Es bleibt auch immer die Gefahr der Halbherzigkeit und Beliebigkeit bestehen.
Bei all dem eigenverantwortlichen Handeln ist eine gemeinsame Basis vorhanden. Jedes Mitglied des OFS richtet ja sein Leben nach den Grundhaltungen des hl. Franziskus. Sicherlich hat auch jeder ganz persönliche Schwerpunkte, die aus dem Umfeld und den Aufgaben des Einzelnen resultieren. Diese gemeinsame Basis wird besonders spürbar bei den Treffen mit Schwestern und Brüdern aus anderen lokalen Gemeinschaften.
Du wirst jetzt berechtigterweise fragen:
Was sind „franziskanische Grundhaltungen“?
Letztendlich beinhalten die franziskanischen Grundhaltungen all das, was Franziskus uns vorgelebt hat. Erst nachdem er die Stimme Gottes am Kreuzbild von San Damiano hörte, veränderte er sein Leben und seine Haltung.
Franziskus hat Gott erfahren als einen liebenden Gott, der jeden Menschen liebt ohne Leistung. Daraus hat er sich und alles verstanden und in sein Leben umgesetzt: So konnte er froh und dankbar allen und allem begegnen.
- Richtschnur war für ihn in allem das Evangelium.
- So setzte er das Evangelium wort-wörtlich in seinem Alltag um. Darum konnte er sich zu Gott, zu den Menschen und zur Schöpfung hinwenden und sagen: „Deus meus et omnia“ à „mein Gott und alles“.
- Durch seine Orientierung an der frohen Botschaft konnte er klare Entscheidungen treffen.
- Er war sich der eigenen Geschöpflichkeit, des eigenen Geschaffenseins bewusst.
- Dadurch erkannte er alle Geschöpfe als seine Brüder und Schwestern an.
- Daraus erwuchs seine Bescheidenheit, das Zurücknehmen der eigenen Person und „Das in den Blick nehmen“ des liebenden Gottes.
- Franziskus wusste, dass er nichts aus sich heraus ist, sondern alles aus Gott und mit Gott.
Er setzte sich für den Frieden ein:
- Für ihn gehörte die Toleranz gegenüber anders denkenden Menschen und anderen Religionen zu seiner Gotteserfahrung / zu seinem Gottesbild / Menschenbild.
- So lebte er in Frieden und ohne Gewaltanwendung
- Er fühlte sich geschwisterlich verbunden mit der ganzen Schöpfung:
- Er sah sich als Bruder aller Geschöpfe und aller Menschen. So gelang es ihm eine Geschwisterlichkeit vorzuleben, die nichts und niemanden ausschloss.
- Er hatte eine ganz eigene Art, Beziehung zu leben:
- Er fühlte sich verbunden mit allen Menschen, vor allem aber mit den am Rand stehenden, den Schwachen und Notleidenden an Geist und Körper.
- Er stellte den Menschen über die Regel; die eigentliche Regel ist für ihn das Evangelium.
- Die Pflege des Gemeinschaftslebens war ihm sehr wichtig. Er wusste aber auch um die Notwendigkeit, in der Einsamkeit / Zweisamkeit mit Gott aufzutanken.
- Er hat bewusst Mitverantwortung für den Aufbau der Kirche übernommen, in deren Mitte sein Platz war.
Im Endeffekt lebte Franziskus uns die Nachfolge Jesu Christi ganz konkret und radikal vor.
Über die Struktur
Der OFS ist gegliedert in Gemeinschaften auf verschiedenen Ebenen.
Die wichtigste Ebene ist die der lokalen Gemeinschaft (manchmal wird sie auch „Ortsgemeinde“ genannt).
Darüber stehen dann die regionale, die nationale und die internationale Ebene.
Die Gemeinschaft wird auf allen Ebenen von einem Vorstand, bestehend aus Vorsteher/in, Vertreter/in, Kassenwart/in und Schriftführer/in, Bildungsbeauftragte/r geleitet. Der geistliche Assistent gehört dem Vorstand an, darf aber nicht in allen Dingen mitentscheiden.
Dieser Vorstand wird für drei Jahre von der Gemeinschaft gewählt und mit der Leitung betraut. Er muss der Gemeinschaft gegenüber regelmäßig Bericht über seine Arbeit erstatten.
Und ein Aspekt soll noch aufgeführt sein, der das einzigartige des OFS deutlich macht: er ist der einzige „Dritte Orden“, der heute über eine weitestgehend vollständige Autonomie verfügt: Er besitzt ein eigenes Partikularrecht (Regel, Konstitutionen und Statut) und eine eigene Leitung bis in die internationale Ebene hinein. Zur Information: Bei den anderen „Dritten Orden“ (z.B. dem der Dominikaner) ist der Generalobere des „Ersten Ordens“ immer auch der Generalobere des „Dritten Ordens“.
Bist Du jetzt neugierig geworden und möchtest mehr Informationen über den OFS?
Dann nimm gerne Kontakt auf. Informationen dazu findest du hier.