Franciscans International hat bewirkt, dass die UN zwei wichtige Resolutionen erlassen hat: die Anerkennung des Rechts auf eine gesunde Umwelt und die Ernennung eines Sonderberichterstatters für Klimaschutz und Menschenrechte.

Liebe Schwestern und Brüder,
 
die Anerkennung eines Rechts, das einen Wendepunkt für den Schutz der Umwelt bedeutet, und die Berufung eines engagierten UN-Experten, der endlich die fehlenden Verbindungen aufzeigen kann zwischen den Auswirkungen des Klimawandels und den von uns eingeforderten Menschenrechten sind endlich gelungen! Franciscans International hat diese Meilensteine nach jahrelanger, gemeinsamer Advocacy-Arbeit (Lobbyarbeit für die Entrechteten bei den Vereinten Nationen) erreicht, als der UN-Menschenrechtsrat am 8. Oktober 2021 zwei bahnbrechende Resolutionen verabschiedete.
 
Die universelle Anerkennung des Rechts auf eine gesunde Umwelt ist ein besonders wichtiger Schritt, da wir alle von der Zerstörung unseres gemeinsamen Hauses betroffen sind. Dies wird den Menschen, die sich um die Zukunft unseres Planeten sorgen, zusätzlichen Einfluss geben. Damit wird die Voraussetzungen gestärkt, auf der eine fortschrittliche Umweltpolitik eingefordert werden kann. Dies ermöglicht es, Gerechtigkeit und Schutz für Gemeinschaften und Ökosysteme zu erreichen, die durch menschliche Eingriffe in Mitleidenschaft gezogen wurden. Zudem erhoffen wir uns viel von der Ernennung eines Sonderberichterstatters für Menschenrechte und Klimawandel. Wir erwarten, dass die Schaffung dieser Position besonders hilfreich sein wird, um die Situation der vom Klimawandel stark betroffenen Menschen zu verbessern und evidenzbasierte Empfehlungen zu geben, die dazu beitragen können, deren Leben und Würde zu schützen.
    Erfahren Sie mehr über dieses wichtige Engagement    
Blick in die Zukunft
Der nächste entscheidende Schritt für internationale Klimaschutzmaßnahmen wird die UN-Klimakonferenz (COP26) im November in Glasgow sein. Hier werden die Regierungen ihre aktualisierten Verpflichtungen im Rahmen des Pariser Abkommens vorstellen. Die Franziskanische Familie wird gemeinsam mit FI vor Ort sein, um von unseren Staats- und Regierungschefs zu verlangen, dass sie die Ziele einhalten – und ich lade Sie herzlich ein, sich uns am 1. November zu einem Live-Gespräch mit den Anwesenden in Schottland anzuschließen. Während der COP26 werden Christinnen und Christen aus aller Welt eine Petition vorlegen, zu deren Unterzeichnung ich Sie ermutige.
 
Ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung auf dem Weg zur Umweltgerechtigkeit. Sie ist eine entscheidende Weichenstellung.

In geschwisterlicher Verbundenheit
Markus Heinze (Geschäftsführer)
In der zweiten Oktoberwoche wurden nach einem langwierigen Prozess wichtige Schritte zur Bewältigung der globalen Klimakrise gegangen. Als franziskanische Stimme bei den UN setzen wir uns dafür ein, diesen Weg weiterzugehen, denn es ist noch mehr Arbeit nötig.
 
Beide Resolutionen stießen im Menschenrechtsrat auf Widerstand. Die Debatte im Vorfeld der Abstimmung machte erneut deutlich, dass in den UN politische und ideologische Kämpfe über grundlegende Fragen der Umweltpolitik ausgetragen werden. Es geht zum Beispiel darum, wer für Umweltschäden und deren Auswirkungen auf die Menschenrechte zur Rechenschaft gezogen werden kann oder welche Grenzen die ökologischen Krisen den Entwicklungszielen setzen können und sollen. Letztendlich zeigt die überwältigende Unterstützung für die Resolutionen jedoch, dass es für die Regierungen immer unhaltbarer wird, die Dringlichkeit der Umweltkrise, mit der wir konfrontiert sind, zu leugnen.
 
Zweifellos kann dies negative Auswirkungen auf die Wahrnehmung aller Menschenrechte haben. Um sicherzustellen, dass niemand bei den Maßnahmen, die als Reaktion auf die Umweltkrise ergriffen werden, auf der Strecke bleibt, sind menschenrechtsbasierte Lösungen unerlässlich. Die in diesem Monat vom Rat verabschiedeten Resolutionen bieten uns hierbei zwei neue Ansatzpunkte.
 
Sonderberichterstatter zum Klimawandel
Sonderberichterstatterinnen und -erstatter sind unabhängige Menschenrechtsexperten, deren Mandat einen thematischen oder länderspezifischen Bereich abdeckt. Sie werden oft als „die Augen und Ohren des Menschenrechtsrates“ bezeichnet und können ihre eigenen Prioritäten setzen und Länderbesuche durchführen, um Informationen aus erster Hand zu sammeln. Obwohl einige der derzeitigen Sonderberichterstatter in der Lage waren, den Klimawandel in ihren Berichten und Empfehlungen anzusprechen, gab es bis jetzt Freitag kein einziges Mandat, das diesem Thema gewidmet war, trotz der Schwere der Krise, der wir gegenüberstehen.
 
Franciscans International dient bereits als Brücke, um unsere Schwestern und Brüder mit einigen dieser Menschenrechtsexperten in Kontakt zu bringen. Wir hoffen, dass wir dem neuen Sonderberichterstatter in ähnlicher Weise helfen können, die vollen Auswirkungen des Klimawandels auf ausgegrenzte und benachteiligte Gemeinschaften aufzudecken und sicherzustellen, dass sie nicht von der neuen Klimapolitik ausgeschlossen werden.
 
Das Engagement der Franziskanischen Familie für dieses neue Mandat geht bereits auf das Jahr 2010 zurück. Seitdem haben wir eine führende Rolle unter den kirchlichen Organisationen bei den Vereinten Nationen erreicht und auf die Schaffung dieses Mandats gedrängt. In unseren Erklärungen und Veranstaltungen vor dem Menschenrechtsrat haben wir immer wieder auf die dringende Notwendigkeit zum Handeln hingewiesen. Wir haben auch konkretes Fachwissen und Informationen zur Ausgestaltung des Mandats zur Verfügung gestellt, zum Beispiel durch eine Reihe regionaler Beratungen mit der Zivilgesellschaft und indigenen Völkern, die wir Anfang 2021 gemeinsam mit dem Center for Environmental Law durchgeführt haben.
 
Das Recht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt
Das Recht auf eine gesunde Umwelt ist den Mitgliedern der Franziskanischen Familie seit langem ein Anliegen, denn die Erhaltung und Pflege unseres gemeinsamen Hauses ist für ein Leben in Würde unerlässlich. Während viele Länder ein solches Recht bereits in ihren nationalen und regionalen Gesetzen anerkennen, gab es bis vor kurzem keine solche Anerkennung auf universeller Ebene.
 
Untersuchungen haben ergeben, dass Länder, die bereits über solche Regeleungen verfügen, eine stärkere Umweltpolitik betreiben und bei der Messung der nachhaltigen Entwicklung besser abschneiden. Die politische Anerkennung einer gesunden Umwelt als universelles Menschenrecht durch den Rat wird uns in die Lage versetzen, erneut von den Regierungen geeignete Maßnahmen einzufordern.
 
Auch dieses Thema wurde von Franciscans International wiederholt in den UN-Menschenrechtsforen angesprochen, wobei die Arbeit der Schwestern und Brüder an der Basis die Grundlage war. Gleichzeitig haben wir dazu beigetragen, sowohl diplomatische Vertretungen als auch die Zivilgesellschaft mit Informationen, technischem Fachwissen und Plattformen zu versorgen, um die Beratungen im Vorfeld der Abstimmung am 8. Oktober 2021 zu erleichtern. Die Franziskanische Familie gehört auch zu den Förderern eines globalen Aufrufs zum Handeln, der schließlich von über 1.350 Organisationen aus über 75 Ländern unterstützt wurde.