Ostergruß, Einladung zum Treffen der franziskanischen Gemeinschaft am 10.05, der Umzug der philppinischen Gemeinschaft. Diese und weitere Themen hat Michael Reißmann für diese Ausgabe zusammen getragen.

Foto: Michael Reißmann OFS

„Mein Herr Jesus Christus, ich bitte dich, erweise mir zwei Gnaden, bevor ich sterbe. Die erste ist, dass ich zu Lebzeiten in meiner Seele und in meinem Körper soweit das möglich ist, jenen Schmerz erleide, den du, süßer Jesus, in der Stunde deines bitteren Leidens ertragen hast. Das zweite ist, dass ich in meinem Herzen soweit das möglich ist, jene unermessliche Liebe fühle, von der du, liebster Sohn Gottes, entflammt warst, um so große Leiden für uns Sünder gerne auf dich zu nehmen.“ Fioretti, Die 3. Betrachtung über die Wundmale


So betete der Hl. Franziskus zum Herrn und ließ sich im vorletzten Jahr, bevor er seine Seele Gott zurückgab, seinen Weg der Nachfolge zeigen, den er gehen sollte. Er tat dies durch dreimaliges Aufschlagen des Evangelienbuches und fand jeweils- die Leidensankündigung des Christus! Im Jahr 1224 war er ein letztes Mal für 40 Tage in der Einsiedelei auf dem Berg La Verna und durchlebte den Höhepunkt eines jahrelangen Ringens mit Zweifeln und Sorgen. Fast 20 Jahre hindurch hatte er als „Büßer von Assisi“, ein Leben der persönlichen Umkehr und Bekehrung geführt. Vom Gipfel stieg er hinunter in Felsspalten. Im Gebet war ihm offenbart worden, dass sich die Felsen des La Verna im Augenblick des Todes Christi gespalten hatten.


Von der sechsten Stunde an war Finsternis über dem ganzen Land bis zur neunten Stunde.
Um die neunte Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Eli, Eli, lema sabachtani?, das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Einige von denen, die dabeistanden und es hörten, sagten: Er ruft nach Elia. Sogleich lief einer von ihnen hin, tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf ein Rohr und gab Jesus zu trinken. Die anderen aber sagten: Lass, wir wollen sehen, ob Elia kommt und ihm hilft.
Jesus aber schrie noch einmal mit lauter Stimme. Dann hauchte er den Geist aus.
Und siehe, der Vorhang riss im Tempel von oben bis unten entzwei. Die Erde bebte und die Felsen spalteten sich.
Matthäus 27,45-52


Die Vorstellung, dass das Erdbeben zur Todesstunde Christi diesen Berg gespalten hat, half Franziskus sich das Leid und die Liebe Christi zu vergegenwärtigen. Er versenkte sich nicht nur mit seinem Denken und Fühlen in das Geheimnis der Passion Jesu, sondern sein Körper barg sich gleichsam in den Wunden der Felsen.
Er legte seine Wunden in die Wunden Christi und überwand den Widersacher, der jeden Leidenden versucht; mit der Verengung der Wahrnehmung ausschließlich auf sich selbst und der Herauslösung aus der Beziehung mit Gott.
Der Hl. Franziskus hielt den Blick auf IHN gerichtet!
Ihm wird tief bewusst geworden sein, dass nicht er das Opfer war, sondern es nur ein einziges wahres Opfer gibt- das Opfer Jesu Christi.
Wie viele Fragen wird Franziskus wohl in dieser Zeit seiner Prüfung zum Himmel gerufen haben…
Am 14. September 1224, nachdem er die Wundmale empfangen hat, sind sie verschwunden; sein Herz ist in Gott, voll des Lobes.
Es war die Bestätigung Gottes für ihn und seinen Weg.

Mühsam sich auf einem Esel haltend, schaffte er es; von den Wundmalen gezeichnet, nach Assisi zurück zu kehren. Schwer krank wurde er in San Damiano gepflegt. Nur widerwillig nahm er Medikamente ein, die ihm Linderung verschaffen sollten. Schwächeanfälle und ein schweres Augenleiden zeigten deutlich die Erschöpfung seines Leibes. Doch gleichzeitig nahmen Wille und Tugenden in ihm zu.


„Brüder lasst uns anfangen, Gott dem Herrn zu dienen! Denn bis jetzt haben wir kaum oder auch gar keinen Fortschritt gemacht.“
Thomas v. Celano, 1. Lebensbeschreibung


Ganz auf den Himmel ausgerichtet, bestand sein einziger Wunsch darin, aufgelöst zu werden, um bei Christus zu sein. Ganz im Gegensatz zu seinem leiblichen Verfall, schwang sich seine Seele auf zu Gott!
Im Frühjahr 1225, also genau vor 800 Jahren, dichtete der Heilige in San Damiano den Lobgesang auf den Schöpfer aller Kreaturen- den Sonnengesang.
Er bat nicht um körperliche Heilung, denn seine Seele war ganz mit Gott dem Vater- durch Christus und seiner Kirche- versöhnt! Er bat vielmehr darum die Drangsal und Krankheit in Frieden ertragen zu können.
Im darauffolgenden Jahr war er in Siena und erlitt aufgrund einer Lebererkrankung einen Blutsturz. Nach Assisi gebracht wollte er dort wo alles begann, auch in den Himmel aufbrechen.
Von der Portiunkola aus, kehrte er am Abend des 3. Oktobers 1226, endgültig heim zu Gott.
So wie er der Heilige die Stigmata zu Lebzeiten verborgen wissen wollte, sollte auch seine Christuserscheinung auf dem La Verna, keinem Menschen enthüllt werden. Erst nach seinem Hinübergang wurden sie bekannt gemacht:


„Weißt du“, fragte Christus, „was ich an dir getan habe? Ich habe dir die Wundmale gegeben, welche die Kennzeichen meiner Passion sind, damit du mein Bannerträger seist. Und so wie ich am Tage meines Todes in die Unterwelt hinabstieg und alle Seelen die ich dort fand, kraft meiner Wundmale von dort herauszog, so gewähre ich auch dir, dass du jedes Jahr am Tage deines Todes in den Reinigungsort hinabsteigst und alle Seelen deiner drei Orden, nämlich der Minderbrüder, der Schwestern und der Enthaltsamen, aber auch all jener, die dir sehr ergeben waren, kraft deiner Wundmale von dort heraufziehst und in die Herrlichkeit des Paradieses führst, damit du mir auch im Tode gleichförmig seiest, wie du mir im Leben gleichförmig bist.“
Fioretti, Die dritte Betrachtung über die Wundmale


Die bis ins Mark und Bein treffenden Worte aus den im Evangelium nach Matthäus, in denen Christus am Kreuz den 2. Vers aus dem 22. Psalms ausruft:
„Mein Gott mein Gott warum hast Du mich verlassen“; gipfeln bereits 2 Verse später in dem Lobpreis:
Aber du bist heilig, du thronst über dem Lobpreis Israels. Dir haben unsere Väter vertraut, sie haben vertraut und du hast sie gerettet. Zu dir riefen sie und wurden befreit, dir vertrauten sie und wurden nicht zuschanden.
Mögen auch wir uns versöhnen mit Gott dem Vater- durch Christus und seiner Kirche! Und wenn wir den Herrn auf seinem Kreuzweg nicht verlieren oder verlassen haben, so werden auch wir in den Osterjubel einstimmen dürfen und einst das Ewige Leben erhalten.

Ein gesegnetes Hochfest der Auferstehung unseres Herrn wünscht Euch Thomas Kampe OFS

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