Frohe und gesegnete Pfingsten
Liebe Schwestern und Brüder,
wir haben Ostern im Lockdown überstanden und das schon ein zweites Mal.
Wir hatten uns ja noch vor Ostern dazu entschlossen, in der Gemeinschaft Mecklenburg einige Überlegungen über unser eigenes Verhältnis zu Franziskus von Assisi anzustellen. Einige Beiträge hatten wir dann in der Ausgabe zu Ostern veröffentlicht. Ich fand diese Ausgabe war großartig. Die Geschwister hatten sich viele Gedanken zu dem Thema: Was bedeutet Franz von Assisi für mich- gemacht. Einige teilten mit uns ihre Gedanken, wollten sie aber nicht im Mitteilungsblatt veröffentlichen.
Im Vorwort riefen Thomas Hilgemann OFS und ich dann zu dem Thema: „Nächstenliebe“ auf. Auch hierzu erreichten mich Beiträge, die ich hier mit der Genehmigung der Ersteller einstellen darf. Lasst Euch inspirieren!
-pace e bene- Michael Reißmann OFS

Nächstenliebe: Gedanken von Renate Mennel

Die Herkunft dieses Fotos ist nicht bekannt. Eines ist bekannt, in WhatsApp ging es herum.
Lieber Michael,
dieses Bild sagt mir das aus, was Franziskus mit seinem Leben uns zeigen wollte. Unsere Gesellschaft, auch unsere Kirche denkt hauptsächlich an sich. Es ist in unseren Straßen und Plätzen üblich und ganz normal, arme Menschen nicht zu beachten oder noch schlimmer, sie zu beschimpfen und sie auszugrenzen.
Wenn ich mir immer bewusstwerde, dass alle Menschen Kinder Gottes sind, kann ich an diesen nicht vorbei gehen.
Mir berichtete ein blinder Mann einmal: Er war einmal auf einem S- Bahnhof, setzte sich auf eine Bank und wartete auf dem Zug. Da kam ein anderer, setzte sich zu ihm und beide unterhielten sich angeregt über Themen der Zeit.
Das Gespräch zeigte sich sehr freundlich. Nach einiger Zeit sagte der Mann zu dem Blinden, er glaube nicht, dass diese Unterhaltung zustande gekommen wäre, wenn dieser nicht blind gewesen wäre.
Der Blinde staunte und fragte warum. Der andere sagte, er sei obdachlos und lebe vom Betteln.
Dieses Gespräch wirkte auch auf mich sehr- zum Nachdenken.
Renate Mennel OFS- Berlin
Berlin der 19.02.2021

Nächstenliebe: ein Beitrag von Roland Zagermann OFS (Gemeinschaft Mecklenburg)
Sag, ich liebe dich.
Sei nicht so lieblos
in dieser lieblosen Welt,
traue es dich.
Geh-
geh auf den anderen zu,
sag ihm, ich liebe dich
als Mensch,
nicht als das was
du denkst.
Sag ich liebe dich,
in dieser lieblosen Welt.
(Roland Zagermann)


Der barmherzige Samariter als Beispiel: 10,25-37
25 Und siehe, ein Gesetzeslehrer stand auf, um Jesus auf die Probe zu stellen, und fragte ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben? a) 18,18 b) (10,25-28) Mt 22,35-40; Mk 12,28-31
26 Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du?
27 Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst. a) Dtn 6,5; Lev 19,18; Mt 5,43; Röm 13,9; Gal 5,14
28 Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben! a) Lev 18,5
29 Der Gesetzeslehrer wollte sich rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster? a) Lev 19,16-18
30 Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen.
31 Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging vorüber.
32 Ebenso kam auch ein Levit zu der Stelle; er sah ihn und ging vorüber.
33 Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam zu ihm; er sah ihn und hatte Mitleid, 34 ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn.
35 Und am nächsten Tag holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.
36 Wer von diesen dreien meinst du, ist dem der Nächste geworden, der von den Räubern überfallen wurde?
37 Der Gesetzeslehrer antwortete: Der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle du genauso!
Wir schreiben das Jahr 2001. Es war eigentlich kein guter Beginn des Jahres. Ich hatte einen Bandscheibenvorfall und wurde an diesem im Februar Operiert. Es war kein tolles Ergebnis mir wurde gesagt, was ich alles nicht mehr machen darf. Und das war eine ganze Menge. Aber davon will ich ja nicht erzählen, sondern ich möchte euch von einem kleinen Jungen erzählen. Wir wohnten in einem Neubaublock. Wo kaum einer den anderen kannte.
Unter uns wohnte eine Frau mit ihren drei Kindern. Das jüngste Kind, Michi, wurde mit einem Herzfehler geboren. Leider brauchte er schon mit einem Jahr ein neues Herz.
Leider hatte die Mutter nicht nur die Belastung mit dem Kind, auch ihr Lebenspartner hatte sie verlassen. Das war natürlich eine große Belastung für die Frau.
Ich war grade aus dem Krankenhaus entlassen als ich erfahren hatte, dass Michi nach Hause darf, aber nur unter der Bedingung, dass die Wohnung steril ist. Ohne auch nur an meine Gesundheit zu denken beschloss ich und mit zwei Freunden diese Wohnung umzugestalten. Da die Finanziellen Mittel leider gering waren. Hatten wir einen Aufruf gestartet, um Material für die Renovierung zu bekommen.
Als wir die Materialien hatten, konnten wir mit der Renovierung der Wohnung beginnen.
Mit zwei Freunden begannen wir dann auf einem Samstag die Wohnung zu renovieren. Wir renovierten bis in die Nacht die Wohnung.
Natürlich waren wir am nächsten Tag total ko., aber es hatte sich gelohnt.
Das Kind durfte und konnte nach Hause und seiner Krankheit entsprechend sich in der Wohnung bewegen.
Sie war für seinen Gesundheitszustand perfekt hergerichtet.
So Michi heute ist über 20 Jahre alt.
Das ist eine Geschichte, die ich erlebt habe in Bezug auf Nächstenliebe.
Aber es gab auch andere Situation in denen ich war, wo es darum ging jemanden den man nicht kennt und auch weiß, dass es dafür keine Gegenleistung gibt, eine Hilfestellung zu leisten.
Begehen wir dort die Nächstenliebe wo es nötig ist. Wo unser Einsatz gefragt ist ohne eine Gegenleistung zu er warten.
Lieben wir den Nächsten wie Gott uns liebt. Geben wir diese Gottesliebe weiter, wir haben sie um sonst empfangen, um sie umsonst weiterzugeben.


Liebe!
Wie oft,
ja wie oft
spielst du
du damit herum.
Wie oft hast du,
ja du
dem anderen
wehgetan
und
nur weil du,
ja
du
vergisst
was wirklich
liebe ist.
Roland Zagermann

Joh 13,34
34 Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.
Liebe, was ist das eigentlich? Wie gehen wir damit um und was verstehen wir eigentlich unter dem Begriff „Liebe“? Wollen wir uns damit eigentlich richtig auseinandersetzen?
Wir hören immer den Begriff Liebe in vielen Zusammenhängen. Aber sind wir auch in der Lage damit umzugehen, oder ist es nur ein Wortspiel? Was ist wirkliche Liebe?
Ist es die Liebe in der Familie, in der Ehe und dann ist Schluss?
Was ist mit der Gottes Liebe? Ist diese Liebe für uns auch eine Liebe und wie weit nehmen wir diese Liebe an? Und sind wir in der Lage diese auch weiter zugeben ohne einen Eigennutz zu haben?
Denn es ist doch geschenkte Liebe. Trauen wir uns dem fremden zu sagen ich liebe dich, ohne dass wir Vorurteile gegenüber dem anderen haben?
Einer der wichtigsten Voraussetzungen ist den anderen so zu akzeptieren wie er ist.
Jemanden lieben heißt, ihn ganz zu lieben mit seinen Fehlern und Schwächen.
Ihn einfach annehmen wie er ist.


Nur durch wahre Liebe werden wir verändern.
Eine dieser wahren Liebe ist Gottes Liebe. Sie wird uns bedingungslos geschenkt. Aus seiner Liebe können wir unendlich schöpfen, damit wir die wahre Liebe leben und weitergeben können.
Die Liebe in unserer zwischenmenschlichen Beziehung ist abhängig von der wahren und beständigen Lieben.
Nur durch wahre Liebe ist es möglich auch wirklich zu lieben. Es reicht nicht, dass man das Wort Liebe sagt, sondern es ist auch wichtig, dass man damit umgehen kann und die Liebe weitergibt, die dem anderen hilft und nicht schadet.
Die Liebe ist etwas Wunderbares und etwas sehr Schönes. Wir sind geboren worden, um diese Welt zu Lieben mit all seinen Kreaturen.
(Aus „Und deshalb Liebe ich dich“ R. Oldenburg-Zagermann 5.Mai 2001)
Gegeben am Palmsonntag im Jahr 2021
Br. Roland Zagermann OFS

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
Bereits in den Vorschriften für den Kult und das Gemeinschaftsleben im Buch Levitikus lesen wir:
„Räche dich nicht, und trage den Söhnen deines Volkes nichts nach, sondern liebe deinen Nächsten wie dich selbst“. (Lev 19,8)
Im Neuen Testament lesen wir im Johannesevangelium, Kap 13,31-35, in der Abschiedsrede Jesu an seine Jünger:“ Liebt einander, wie ich euch geliebt habe…“. Dieses „neue“ Gebot der Bruderliebe nach dem Vorbild der Liebe Jesu bis zum Tod, überbietet das alttestamentliche Gesetz (Lev 19,18). Für Jesus kann es keine Gottesliebe ohne Nächstenliebe geben. Dieses Doppelgebot zeigt die Liebe als innerstes Band menschlicher Liebe. Die Erfüllung dieses Gebotes wird zum kennzeichnenden Merkmal der Jünger Jesu.
Dennoch, das Gebot der Liebe stellt einen sehr hohen Anspruch an uns!
Dies klingt im 12. Kapitel des Markusevangeliums an. Dort geht es um die Frage eines Schrift-gelehrten an Jesus zu dem wichtigsten Gebot:“ Der Gottesliebe und der Nächstenliebe“. Auf Jesu Antwort hin lesen wir vom Schriftgelehrten die Aussage:“…. Gott mit ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst ist weit mehr als alle Brandopfer und andere Opfer“.
Im Ersten Brief an die Korinther im 13. Kapitel „Die höheren Gnadengaben das Hohelied der Liebe“, unterstreicht Paulus die Bedeutung der Liebe im Zusammenhang mit unseren
Gnadengaben, (Befähigungen). Dort steht:“ Die Liebe ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf…“.
Für mich heißt das, was ich anderen Menschen Gutes tue oder als Liebe erweise, ist eine Sache, die ich im eigenen Herzen bewahre; also keine großen Worte darum mache.
Ein Zweites, was mir wichtig erscheint ist, dass die Nächstenliebe wahrscheinlich nur gelingt, wenn ich versuche mich ganz tief in den anderen Menschen hineinzuversetzen.
Ich bin jedoch auch der Meinung, wenn ich keine Erfahrung mit dem gemacht habe, was den anderen Menschen belastet – seine Krankheit, sein Missgeschick, seine Ängste und Nöte – dann kann ich es nicht richtig nachempfinden. Oft sagen wir, ich kann das verstehen; aber verstehen wir es wirklich? Reicht dieses verstehen aus, um den Nächsten zu lieben wie sich selbst?
Es gibt eine sehr allgemeine Formulierung, die sogenannte „Goldene Regel“: „Was du nicht willst, dass man dir tut, das tu auch keinem Anderen an“. Auch die Frage, liebe ich mich selbst spielt eine wesentliche Rolle.
Vielleicht können wir diesen hohen Anspruch, den Jesus an uns stellt im ersten Schritt leichter verwirklichen, wenn durch ein Komma eine kleine Trennung gesetzt wird – also „liebe deinen Nächsten, und dich“.
Als franziskanisch orientierte Menschen versuchen wir Jesus in den Fußspuren des hl. Franziskus nachzufolgen.
Das beinhaltet u.a., sich wie Franziskus den Menschen an den Rändern der Gesellschaft zuzuwenden.
Danach versuche ich mein Leben im Umgang mit anderen Menschen auszurichten. Dies geschieht auch bei den Schwestern und Brüdern des OFS in vielfältiger Weise, da jeder in seinem Lebensumfeld an einen anderen Platz gestellt ist.
Es bewahrheitet sich auch, dass all das, was ich verschenke, Zuwendung, Liebe sowie materielle Dinge, in irgendeiner Form zurückkommt.
Von Franziskus gibt es ein Bild auf dem er weinend abgebildet ist. Dies trifft die Worte von Franziskus:“ Die Liebe wird nicht gelebt“.
Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat (Joh. 3,16). In der Eucharistiefeier hören wir beim Einsetzungsbericht des 4. Hochgebetes die Worte: “Da er (Jesus) die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung ….“.
Wo es um Liebe geht, geht es nicht um ein Machwerk des Menschen. Liebe wird uns geschenkt und wir sind gefordert, diese Liebe nicht unerwidert zu lassen.
Die Liebe ist das wichtigste Gebot! Wenn sie doch nur wahrhaft gelebt würde, dann sehe die Welt von heute nicht so verheerend aus.
Gabriele Drexler OFS Halle

Nächstenliebe?! Eine gute Frage! Finde ich eine Antwort darauf?

Im Mai dieses Jahrs werde ich 34 Jahre in Berlin leben, das ist die längste Zeit, die ich an einem Ort gelebt habe. Ich bin ein Kind der ehemaligen DDR. Seit der Vereinigung von der alten Bundesrepublik und der DDR sehe ich persönlich keine Unterschiede in den Menschen das heißt, ich trenne nicht in OST und West. Ich lernte erst nach der Grenzöffnung wohnungslose Menschen sehen und kennen. Viele lagen abends unter den Brücken Berlins und in Hauseingängen. Das hat sich leider nicht geändert. Doch! Vor ein paar Tagen musste
ich an einen Platz, der in der Nähe einer S- Bahnstation liegt. Unter dem S- Bahnviadukt lagen jahrelang viele wohnungslose Menschen, viele davon nicht aus Berlin und Deutschland. Es war für mich immer, wenn ich dort entlanggehen musste, sehr befremdlich. An diesem Tag, waren sie alle weg! Es ist mir sofort aufgefallen, denn es ist der Weg zu meinem Zahnarzt. Weil ich das immer schon wusste, dass dort die Menschen im Elend liegen, habe ich Kleidungsstücke, die mir nicht mehr passten, aber noch gut und heil waren und etwas zu Trinken und eine Kleinigkeit zu Essen mitgenommen. So auch vor ein paar Tagen. Erstaunt sah ich, dass alle Obdachlosen weg waren. Wo sind sie hin?-fragte ich mich. Ich nehme an, dass sie hoffentlich durch die Stadtverantwortlichen gut untergebracht wurden. Die Sachen, die ich dieses Mal dabei- hatte, konnte ich woanders abgeben. Ich schreibe das hier nieder, weil es mich berührt, nicht um Beifall oder Lob zu bekommen. Ganz sicher nicht! Ich habe die Worte Jesu so empfunden und versucht sie in die Tat umzusetzen. Als sich damals, 1989 für mich unerwartet, die Grenze öffnete, sah ich diese Misere der Obdachlosigkeit und der Bettler und fragte Freunde, warum dieser Zustand nicht geändert wird. Sie sagten, dass diese Menschen selbst daran schuld seien. Heute weiß ich, dass nicht alle selbst schuld an ihrem Elend sind. Ich sage Euch, in diesen 30 Jahren der Einheit hat das Land es nicht gut fertiggebracht, mit Mitgefühl und Achtung auf diese Menschen, denn das sind sie, zu zugehen. Ich bin nicht reich, sondern ein Frührentner mit einer Unterstütz durch das Sozialamt. Das möchte ich allen, an die Ränder der Gesellschaft gedrängten Menschen auch wünschen.- Nur ein wenig Achtung, durch uns alle! Denn ich weiß, dass es nicht in jedem Land solch ein gutes soziales Netz gibt, wie in Deutschland, und dafür bin ich sehr dankbar. 20 Jahre durfte ich als ehrenamtlicher Mitarbeiter bei Kirche positHIV meine Kraft und Erfahrung mit der Immunschwächekrankheit AIDS einbringen. Ich hatte Menschen erlebt und kennengelernt, die wie ich monetär nicht gut aufgestellt waren. Viele von uns mussten leider sehr früh in die Erwerbsunfähigkeitsrente gehen. Wir saßen alle im selben Boot. Ich hatte hier in Deutschland einen Vorteil gegenüber vielen Menschen der Welt, die in Ländern, in denen es nicht ein so gutes Gesundheitswesen existiert, leben müssen. Ich hatte Glück, bekam die neuesten Medikamente und machte in Medikamentenstudien mit. Ich wollte auf irgendeine Art der Gesellschaft etwas zurückgeben. Ich konnte nicht einfach zu Hause sitzen und nichts tun. Inzwischen lebe ich 29 Jahre mit der Immunschwächekrankheit. Bei Kirche positHIV gab es jeden Monat einen speziellen Gottesdienst für Menschen, die auf irgendeine Weise mit AIDS leben. Die Begegnungen mit meinen Leidensgenossen haben mich nicht kalt gelassen. Oft gab es noch ein Gespräch mit einem Gottesdienstbesucher, der mit jemandem sprechen wollte, der dieselben Erfahrungen machen musste, wie ich. Für mich war immer bei so einem Gespräch Gott die treiben Kraft nie „Nein“ zu sagen. Lange Gespräche, bis weit in die Nacht und auf neutralem Boden, waren keine Seltenheit. Beide, mein Gesprächspartner und ich haben davon profitiert. Ich bedaure sehr, dass es die ökumenische AIDS- Initiative „Kirche positHIV“, in der so neben Pfarrerin Dorothea Strauß und viele Patres und andere Menschen ihre Kraft und ihr Wissen eingesetzt haben, nicht mehr gibt. Ich glaube, ich habe eine Art Antwort, auf meine zu Beginn dieser Gedanken gestellte Frage, gefunden. In allen Religionen gibt es das Almosengeben. Nächstenliebe ist für andere Menschen etwas zu tun, ohne sich selbst zu sehen, aber sich selbst auch nicht zu vergessen.
Die ausgestreckte, offene Hand, in der etwas liegt oder die auch leer ist, die jemanden halten kann.- Nähe zeigen, die uns zurzeit fehlt, das ist Nächstenliebe.

-pace e bene- Michael Reißmann OFS- Gemeinschaft Mecklenburg Berlin der 11.03.2021

„Nächstenliebe“
Begnügen wir uns nicht damit nur Geld zu geben; Geld ist nicht genug. Die Armen brauchen unsere Hände, um Hilfe zu haben und unsere Herzen um Liebe zu erfahren. (Mutter Theresa)
Auf der Welt lebt keiner vergebens, der die Bürde eines anderen leichter zu machen sucht. (Helen Keller)
Üben wir uns nicht in einer neuen Sicht des anderen, die nicht fragt: „Wozu kann ich dich brauchen?“ Was kann ich von dir profitieren?“, sondern fragt: „Was brauchst du? Was könnte dir Freude machen?“ (Dorothea von Morgenfeld)
Es steht immer einer neben uns, der unsere Liebe braucht.
Man muss etwas tun, und sei es noch so wenig, für diejenigen tun, die Hilfe brauchen, etwas, was keinen Lohn bringt, sondern die Freude es tun zu dürfen. (Albert Schweitzer)
Wer Nächstenliebe übt, kümmert sich nicht als ein Großer um einen Kleinen, als ein Mächtiger um einen Schwachen, als ein Gelehrter um einen Unwissenden, als ein Reicher um einen Armen. Er ist ein Diener, der niederkniend bedient. (Charles Gielen)
Die Nächstenliebe ist die Krönung des Glaubens; sie ist eine Verwirklichung des Glaubens. (Charles Gielen)
In der Güte erkennt man das mütterliche Antlitz der Nächstenliebe. (Charles Gielen)
Die Nächstenliebe ist ein Dienen, und der Geist des Dienens muss die Grundhaltung des Christen ausmachen. Der Christ stellt die natürliche Sicht auf den Kopf; für ihn bedeutet dienen nicht sich erniedrigen, sondern sich vervollkommnen. (Charles Gielen)
Gerechtigkeit in sozialer Hinsicht macht die Nächstenliebe nicht überflüssig. (Charles Gielen)
Weil wir Christus nicht sehen können, können wir unsere Liebe zu ihm nicht ausdrücken. Aber unsere Nächsten können wir immer sehen und wir können ihnen tun, was wir, könnten wir Christus sehen, ihm tun würden. (Mutter Theresa)
Wir beginnen wirklich zu wachsen, wenn wir anfangen, uns um andere zu kümmern.
Glücklich der Mensch, der seinen Nächsten trägt in seiner ganzen Gebrechlichkeit, wie er sich wünscht, von jenen getragen zu werden in seiner eigenen Schwäche. (Franz von Assisi)
Ohne Angenommensein und Menschlichkeit stirbt unsere Welt den kalten Tod.
Wenn ihr froh und glücklich seid, dann denkt an fremdes Leid. (Heinrich Hoffmann)
Den Nächsten lieben, heißt Gott in seinem Bilde lieben. (Nikolaus von Hüe)
Je größer wir das Du schreiben und je kleiner das Ich, desto reicher wird unser Leben. (Käthe Walter)
Einmal irgendwann – wird die Frage in dir aufsteigen. „Was habe ich für meinen Nächsten getan?“ Und wenn die Frage nicht in dieser Welt Dir aufsteigt. So wirst Du in der Ewigkeit von Deinem Schöpfer gefragt werden – und Du musst Antwort geben! Und viele schauen sich an und sind Fassungslos! (Burkhard Mock, 20. April 2020)
Hast du genug und Überfluss, denk’ auch an den, der darben muss. (Schweizer Wirtshausspruch)
Gott hat uns nicht dazu geschaffen, dass wir uns gegenseitig im Stich ließen. (Michelangelo Budnarotti 1475 – 1564)
„Nächstenliebe“ – Burkhard Mock Erfurt (April 2021)

Was bedeutet Nächstenliebe für mich?

Ich glaube, als Franziskaner muss das Thema „Nächstenliebe“ einen wirklich ins Herz gebrannt sein. Franz von Assisi verkörperte die Liebe zum Nächsten-zahllose Beispiele sind uns ja überliefert. Geprägt hat ihn die Überwindung, als er eines Tages einen aussätzigen Leprakranken in den Arm nehmen konnte. Da war der Bann für ihn gebrochen. Ein tolles Beispiel ist aber auch das gemeinsame „Fastenbrechen“, weil ein Mitbruder seinen Hunger nicht mehr ausgehalten hat und Franz von Assisi alle anderen Mitbrüder aufforderte, aus Solidarität mit dem schwächelnden Mitbruder gemeinsam zu essen. Dieser sollte sich nicht schämen, weil er seinen Hunger nicht mehr ausgehalten hat. Also, das Thema der Nächstliebe ist ein weites Feld, mit zahllosen Beispielen und Ansätzen. Voraussetzung ist meines Erachtens zunächst, sensibel zu sein. Zu sehen und zu hören, wie es dem anderen geht. Ihn und seine Situation zu verstehen. Aus der Verbundenheit zu Gott, erhält man die Stärke, den anderen in seiner Situation anzunehmen, ihm zu helfen, zu stützen und vielleicht auch zu tragen. Voraussetzung ist aber, dass man selber positiv im Leben steht und weiß, was rechts und links, oben und unten von einem so los ist. Zwei Schwache haben sich noch nie helfen, sondern noch mehr ins Unglück ziehen können. „Jesus bleib in mir, damit ich in Dir bleibe“ ist mein Gebet, wenn ich in schwierige Situationen komme. Ich versuche die Not des anderen zu spüren, zu erkennen und mache mir Gedanken, wie ich ihm helfen kann. Das können auch Hilfen sein, die nicht sofort, sondern auch erst langsam wirksam werden. Aus einer ersten Begegnung entwickelt sich eine längere unterstützende Beziehung. Der andere merkt, jemand ist immer als Ansprechpartner da. Da geht es nicht zuerst um Geld, sondern um Akzeptanz eines Gebrechens oder einer prekären Lebenssituation, die nicht verurteilt, sondern erst einmal akzeptiert wird um zu schauen, was man hieraus Positives für die Zukunft machen kann. Wichtig ist, dass sich der andere nicht alleine gelassen fühlt, denn „geteiltes Leid ist halbes Leid“! Meine Lebenserfahrung ist auch, dass man seine Hilfe irgendwie „vergütet“ bekommt. Nicht auf der Erde, sondern im Himmel sollen wir uns ja Schätze anhäufen, denn da rosten sie nicht. Die Dankbarkeit dessen zu spüren, dem man einmal geholfen hat, kann man nicht mit Geld bezahlen. Darum muss wirkliche Nächstenliebe auch frei von unlauteren Motiven sein, sondern selbstlos. Als Franziskaner dürfte es uns nichts ausmachen, sich selber klein und unbedeutend zu machen, damit es dem anderen gut geht. Als Franziskaner dürfte uns es nichts ausmachen, etwas abzugeben. Das muss nicht Geld sein, sondern viel Wichtiger ist Zeit, Empathie und Liebe. Die Welt ist von Egoismus und Ungerechtigkeit geprägt, weshalb es gut und befreiend ist, einen anderen Weg einschlagen und gehen zu können. Somit steht Nächstenliebe ganz oben auf meiner inneren persönlichen Anforderungsliste. Ich versuche sie in der Familie, im Beruf und darüber hinaus zu leben.

Pace e bene Thomas Hilgemann OFS- Mecklenburg

Allen Mitwirkenden an dieser Ausgabe sei ein herzliches Dankeschön ausgesprochen! Alle haben sich viel Mühe gegeben mit uns Ihre Gedanken zu teilen. Ich weiß selbst, wie schwer es ist die Gedanken zu Papier zu bringen. Es ist fast wie bei einem gemeinsamen
Beisammensein im Austausch zu einem Thema. Ich bin sicher, dass wir uns bald wieder gegenüberstehen können, es wird nur noch etwas dauern. Wir dürfen nur nicht die Hoffnung verlieren. Der Vorstand wünsch Euch allen eine schöne Sommerzeit. Bitte bleibt alle gesund!
-pace e bene- Michael Reißmann Vorsteher der Region Ost im OFS- Deutschland

Vorankündigung:
Nach langem Schriftwechsel mit Bildungshäusern und dem Präsidium
ist es nun endlich gelungen einen Termin für das anstehende Wahlkapitel
zu finden. Natürlich bleibt die Frage nach den Coronabedingungen vorerst
noch offen. Wir hoffen aber, dass das Virus durch Maßnahmen und Impfungen
soweit im Griff ist, dass wir uns persönlich treffen können. Denn das ist die
Voraussetzung für die Wahl. Sie kann nicht online stattfinden.
Also bitte schon mal vormerken: 8. – 10. Oktober 2021 in Hofheim.
Das ursprünglich von uns für das Wahlkapitel geplante Wochenende 11. -13. Juni
möchten wir für ein Online-Kapitel mit Euch nutzen. Also auch diesen Termin vor-
merken bitte. Auch dazu bekommt Ihr noch eine Einladung.
Liebe Grüße
pace e bene
Ursula Clemm Nationalvorsteherin im OFS- Deutschland

Herausgeber: Ordo Franciscanus Saecularis (OFS)- Region Ost
Kontaktadresse:
Ordo Franciscanus Saecularis c/o Franziskanerkloster Berlin Pankow, Wollankstraße 19,
13187 Berlin
E-Mail: michaelreissmann56@googlemail.com
Bankverbindung: Ordo Franciscanus Saecularis (OFS) Deutschland e.V.:
Pax- Bank: IBAN: DE19370601936020074017 BIC: GENODED1PAX
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Das Mitteilungsblatt gibt es hier als DOWNLOAD