von Ursula Clemm, Nationalvorsteherin

Was hat die Weihnachtskrippe mit unserem Leben zu tun? Für wen kann ich ein Engel sein? Mit diesen und weiteren Fragen haben sich die Teilnehmer des Mattenkapitels im November in Bamberg beschäftigt. Wer nicht dabei war kann sich durch die aktuelle schnelle Botin einen Eindruck davon verschaffen. Außerdem wird über die Eröffnung der franziskanischen Jubiläen und eine Neugründung berichtet, Verstorbene bedacht und Termine für 2024 bekannt gegeben.

Liebe Schwestern und Brüder,
die heutige Ausgabe der Schnellen Botin steht ganz unter der Überschrift Weihnachten in Greccio.
Sicherlich habt Ihr in diesem Jahr ausführlich und wiederholt die Erzählung von Weihnachten 1223 gehört. Deshalb hier nur eine kurze Anmerkung dazu:
Der hl. Franziskus wollte den Menschen damals das Ereignis von Bethlehem mit allen Sinnen erfahrbar machen. Er wollte, dass sie das Evangelium von der Geburt Jesu nicht nur hören. Er wollte, dass sie sich eine bildliche Vorstellung machen konnten durch die Darstellung mit Stroh, Krippe und Tieren. Franziskus wollte, dass die Mitfeiernden so dem Geheimnis der Menschwerdung Gottes ein Stück näherkommen sollten.
Wir hatten beim Mattenkapitel in Bamberg keine Grotte in die wir Stroh legen und Ochs und Esel hätten hineinführen können, aber wir haben uns darüber Gedanken gemacht, was denn notwendig war, damit das Kind zur Welt kommen konnte:
Da waren zunächst die Engel, die Boten Gottes, die das Ereignis bekannt gemacht haben.
Da waren die Hirten, Menschen am Rande der Gesellschaft, die die Botschaft der Engel hörten, sie freudig aufnahmen und sich auf den Weg machten.
Da war ein Stall mit Stroh und Mist und dem entsprechenden Geruch.
Da waren zwei Menschen – Maria und Josef – die Ja gesagt haben.
Da war ein Stern, der den Weg geleuchtet hat.
Da waren die Weisen, die diesem Stern folgten.

Engel – Boten Gottes –


Mittler zwischen Himmel und Erde.
In Kleingruppen haben wir uns über die Fragen ausgetauscht:
Wer ist für mich ein Engel?
Wem konnte ich ein Engel sein?

Es gibt Engel, die einem den Weg weisen zu Gott.
Es gibt Schutzengel, die einen wie auch immer, vor Schlimmem oder Schlimmerem bewahren.
Und es gib Alltagsengen, die einfach da sind, wenn man sie braucht.

Ein Text aus dem Abendgebet:

Wie die Engel

Wie die Engel
Boten Gottes sein.
Von der Freude weitererzählen,
die mit Gottes Kommen begonnen hat.

Wie die Engel
Anderen Menschen den Christus bringen.
Denen, die zerbrochenen Herzens sind,
vom Heiland erzählen.

Wie die Engel
Den Himmel und die Erde zusammenhalten,
verbunden durch den, der den weiten Weg ging
vom Gott sein zum Menschwerden.

Wie die Engel
Gott in der Höhe ehren
Durch Frieden auf Erden bei uns Menschen,
auf denen sein Wohlgefallen ruht.
(Johannes Kuhn, aus: Kleine Weihnachtspredigt des Franz von Assis)

Am Ende des Abendgebets haben wir uns gegenseitig zugesprochen ein Engel zu sein und uns kleine Holzengelchen, von einem Mitglied gesägt, umgehängt.

Die Hirten kamen schon im Morgengebet vor:

Wie die Hirten

Wie die Hirten
Die Nähe Gottes erfahren,
mit freudigem Erschrecken wahrnehmen,
dass Gott nicht an uns vorübergeht,
so fern wir ihm auch sind.

Wie die Hirten
Dem Licht trauen,
den Boten Gottes zuhören,
sich auf den Weg machen.

Wie die Hirten
Hindurchgehen bis zum Ziel,
sich selbst überzeugen,
Gott loben und gut von ihm sprechen.

Wie die Hirten
Umkehren in den Alltag,
Gott in der Höhe ehren
Und Frieden ausbreiten auf Erden
(Johannes Kuhn aus: Kleine Weihnachtspredigt des Franz von Assisi)

Ein Impulsreferat von P. Hermann-Josef kann so zusammengefasst werden.
Gott wird Mensch bei den am Rande der Gesellschaft stehenden – bei den gering geachteten.
Bis Jesus später zum Guten Hirten wird, der seine Schafe kennt, der ihnen nachgeht, die verirrten sammelt, sie auf seinen Schultern trägt und schließlich sein Leben für sie hingibt.

Auch wir haben die Aufgabe Hirten zu sein, nicht nur die bestellten Seelsorger: Pastor = Hirte

Nach dem Impuls teilten wir uns in zwei Gruppen auf.

Die eine Gruppe wurde von Ruth Waas im Bibliolog angeleitet. Die zweite Gruppe hat sich mithilfe von biblischen Erzählfiguren an der Krippe positioniert.
Das kann Jede*r für sich zuhause selbst ausprobieren.
Nimm Dir beim Aufbauen der Krippe eine der Figuren und frage Dich:
Wenn ich das jetzt wäre, wo und wie würde ich zum Ereignis von Betlehem stehen?
Weit weg oder nahe dran? Stehend, sitzend oder knieend?
Nimm Dir ein wenig Zeit.

Am Ende des Vormittags haben wir uns noch über den Stall Gedanken gemacht.
Gerade für einen Stadtmenschen dominiert dort der Gestank vom Mist.
Gott wird in diesen Mist geboren. In den Mist der Welt, in den Mist unserer Umgebung, in den Mist in uns selbst. Wir denken nach über den Mist und schreiben was uns dazu einfällt auf Pappstreifen, die wir in eine Krippe legen. Auch das kann Jeder für sich zuhause machen. Nach der Mittagspause haben wir auf zwei Menschen geschaut, die Ja gesagt haben, Maria und Josef. In der Kapelle wurden die beiden biblischen Texte Lk 1,26-38 und Mt 1,18-2 gelesen und nach einer Zeit der Stille ein zweites Mal. Alle Teilnehmerinnen hatten nun Zeit, jeder für sich darüber nachzudenken: wo habe ich Ja gesagt? Wozu sollte ich Ja sagen, auch wenn es eine Zumutung darstellt? Habe ich erst hinterher verstanden, dass es gut war Ja zu sagen? Wie würdest Du diese Fragen beantworten?
Danach kamen wir wieder in der Kapelle zusammen und hörten ausschnittweise einen Text von Andrea Schwarz aus ihrem Buch: Eigentlich ist Weihnachten ganz anders.

„Die Maria ist noch nicht da“
„Wir können noch nicht anfangen – die Maria ist nicht da!“ Ohne Maria können wir nicht anfangen. Und das gilt nicht nur für das Krippenspiel in St. Hildegard, sondern auch für die Geschichte des Gottessohnes mit uns. Alles fing damals damit an, dass Maria da war. Es kann nur anfangen, wenn Maria da ist – es kann nur anfangen, wenn ich da bin.
Da sein – das ist die Vorbedingung, damit Weihnachten werden kann, damit der Himmel hier auf Erden Hand und Fuß bekommen kann, damit Gott die Grenze zwischen Himmel und Erde überschreiten und sie für uns öffnen kann. Damit Weihnachten in mir wird und Gott in mir zur Welt kommt.
Da sein, einfach da sein – das hört sich leicht an – und ist doch so unsagbar schwer. Aber – wenn ich nicht da bin, kann auch nichts neu anfangen. Nicht in mir – und nicht um mich herum.
Das was Maria passiert ist, hat mit Sicherheit nicht ihren Vorstellungen ihres Lebens entsprochen – und sie war trotzdem da und hat trotzdem „ja“ gesagt. Da-Sein – mag sein, das ist der Schlüssel für ein Leben, in dem es immer wieder neu anfangen kann. Weil nichts so bleiben muss wie es war. Weil alles anders sein kann, als es ist.
Weihnachten heißt neu anfangen – weil Gott mit uns neu anfängt. Zu tun brauche ich dafür eigentlich gar nicht viel – ich muss nur da sein.
Über dem Stall aber stand der helle Weihnachtsstern.
Sterne leuchten uns den Weg, besonders Seefahrer orientieren sich daran.
Wer oder was gibt uns Orientierung? Wer oder was zeigt uns den Weg?
Auf Sterne schrieben wir leuchtende Beispiele in unserem Leben.
Da fallen uns natürlich sofort Franziskus ein, die Hl. Klara und Elisabeth. Ebenso aber auch Margret Mertens, Walburga Hack, die eigene Oma oder der Onkel. Wer fällt Dir ein?
Im Abendgebet gedenken wir dann noch der Weisen, Menschen, die eigentlich mit der Geschichte gar nichts zu tun hatten. Sie hatten einen Stern gesehen, einen besonderen Stern und machten sich auf den Weg und fanden etwas anderes als sie erwartet hatten.
Wir hörten dazu aus dem Matthäusevangelium 2,1-12, beteten den Psalm 139, aus dem Buch der Weisheit 9,1-6,9-11 und aus Jesaja 2,2-5, und hörten aus dem Korintherbrief 1,20-30
Die Laudes am Sonntagmorgen ist im Laudate auf S. 84ff zu finden.
Der Hl. Franziskus wollte in Greccio den Menschen seiner Zeit das Ereignis von Betlehem nahebringen. Wir haben an diesem Wochenende nachgedacht über unsere Rolle bei der Geburt des Herrn. Wir können für andere Menschen Engel sein oder Hirten, wir können unser Ja sagen zum Heilsplan Gottes. Wir können uns an Vorbildern orientieren und vielleicht auch für andere ein Vorbild sein. In der Messe erfahren wir dann noch, dass der Mist nicht unbedingt etwas Schlechtes ist. Er wird zu Kompost, aus dem wieder etwas Gutes wachsen kann. Für alles Gute, das uns einfällt, legen wir grüne Sprossen auf den Mist in der Krippe. Jetzt könnten wir eigentlich ein Weihnachtlied singen.

Aber es ist noch nicht so weit. Wir müssen noch warten. Jetzt ist Advent. Aber mit den Erfahrungen des Wochenendes erleben wir die Heilige Nacht vielleicht etwas anders als sonst.

In diesem Sinne wünsche ich Euch Allen von Herzen
ein gesegnetes Weihnachtsfest.

Neugründung in Hofheim bzw. Kelkheim

Wo sonst Gruppen wegen Überalterung aufgelöst werden, hat sich die OFS-Gruppe in Hofheim – nach jahrelanger Patenschaft vom Frankfurter OFS, – losgelöst um selbstständig zu werden.
Gab es bis in die 90er Jahre eine 3.Ordensguppe in Kelkheim, so trafen sich diese Mitglieder nach dem Weggang der Franziskaner dort nicht mehr. Stattdessen trafen sich neu franziskanisch-interessierte Menschen im Exerzitienhaus Hofheim, die unter der Leitung des OFS-Frankfurt Aufnahme und Versprechen ablegten. Mit der Auflösung des Exerzitienhauses im Advent 2022 entschied sich die Gruppe, die neue Heimat bei den Schwestern vom Guten Hirten in Marxheim gefunden hatte, zu einem Neuanfang als eigenständige Gruppe.
Dies wurde nun am 22. November in einem feierlichen Gottesdienst unter dem Vorsitz von P. Helmut Schlegel, der auch als geistlicher Assistent die Gruppe begleitet, gefeiert. Es war wundervoll zu erleben, wie sich franziskanisch orientierte Menschen aus der Umgebung, den anderen OFS, v.a. aus der Gruppe Frankfurt und Bensheim, Geschwister von Vivere und der Weggemeinschaft Hofheim an diesem Tag als Zeuginnen und Zeugen einbrachten.
Am 27. November 2023 erfolgte dann unter dem Vorsitz von Regionalvorsteher Joachim Kessler die erste Wahl in dieser neu belebten Gemeinschaft.

Franziskanische Jubiläen

Ein weiteres erfreuliches Ereignis war der Gottesdienst, den Bischof Georg Bätzing mit der ganzen franziskanischen Familie zur Eröffnung der anstehenden Jubiläen in der Liebfrauenkirche in Frankfurt feierte. Diese wurde von Mitgliedern verschiedener Gemeinschaften mit vorbereitet und gestaltet und vom Ensemble Peter Reulein musikalisch begleitet. Bischof Bätzing nahm bei seiner Predigt die wesentlichen Inhalte der Jubiläums-Ereignisse in den Blick. Radio Horeb übertrug den Gottesdienst live. Die anschließende Begegnung im Dom-Pfarrsaal glich einem Familientreffen.

Im Gedenken:

an P. Franz-Maria Siebenäuger ofm Cap. Er war langjähriger Assistent des Franziskanischen Krankenapostolats. P. Franz-Maria war Kapuziner und lebte zuletzt in Nymphenburg. Am 28. November verstarb er und wurde in Altötting beigesetzt. Einen ausführlichen Nachruf veröffentlicht das FKA.
An P. Gabriel Weiler OFM Conv. Er lebt bis zuletzt in Köln und war langjähriger Assistent der dortigen Gemeinschaft. An deren Treffen nahm er stets teil und bereitete regelmäßig Vorträge vor. Dabei war er für jedes Thema offen. Da er sehr belesen war, konnte er aus seinem großen Wissensschatz schöpfen. P. Gabriel verstarb am 8. Oktober 2023 im Alter von fast 86 Jahren.
Für die Gemeinschaft in Köln ist sei Tod ein großer Verlust. „Wir werden seine Predigten, Vorträge, ausgearbeiteten Texte und auch seinen Humor sehr vermissen.
In dankbarem Andenken an ihre Treue und ihr Engagement zum OFS bzw. FKA schließen wir Beide in unser Gebet ein und wünschen ihnen den ewigen Frieden bei Gott.


Ankündigungen

Das Nationalkapitel findet vom 16. – 18. Februar im Kloster Oberzell statt. Wir werden dort Verschiedenes beschließen, aber außer Vorstehern und Delegierten sind auch Gäste willkommen.

Vom 29. Mai – 2. Juni 2024 findet der Katholikentag in Erfurt unter dem Motto „Zukunft hat der Mensch des Friedens“ statt. Einladung zur Mittwirkung am Stand habt Ihr schon bekommen. Aber natürlich seid Ihr auch als Besucher willkommen.

Im nächsten Jahr findet schon wieder das Nationalwahlkapitel statt. Vom 11. – 13. Oktober treffen sich Delegierte und Interessierte im Kloster Schwarzenberg. Einige Vorstandsmitglieder sind schon zwei Wahlperioden im Amt. Wer sich also vorstellen kann im Nationalvorstand mitzuwirken oder einen Vorschlag machen möchte meldet sich gern bei mir.


Redaktion

Ursula Clemm
Nationalvorsteherin
Kontakt: ursula.clemm@ofs

Die Schnelle Botin gibt es HIER als Download