Brief an die Schwestern und Brüder des Ordo Franciscanus Saecularis in der Region Ost.

GEBET DES HL. FRANZISKUS VON ASSISI VOR DEM KREUZ VON SAM AMIANO
Höchster, glorreicher Gott, erleuchte die Finsternis
meines Herzens und schenke mir rechten Glauben,
gefestigte Hoffnung, vollendete Liebe.
Gib mir, Herr,
das Empfinden und Erkennen, damit ich deinen heiligen
und wahrhaften Auftrag erfülle.
Amen.

Liebe Schwestern und Brüder,


wir haben eine ereignisreiche Zeit hinter uns. Das Corona- Virus ist immer noch nicht bekämpft. Eine schwere Flutwelle hatte den Süd- Westen Deutschlands mit verheerenden Folgen überrollt. Wir sahen viele Naturkatastrophen in der ganzen Welt. Als wenn das noch nicht genug wäre, gibt es immer noch viele kriegerische Auseinandersetzungen weltweit.
Die Nachrichten lassen mich oft zum Nachdenken kommen und trotzdem habe ich die Zuversicht, dass es positive Veränderungen für die Zukunft geben wird. Die Wissenschaft arbeitet auf Hochtouren das Corona- Virus zu besiegen. Die Politik versucht in den kriegerischen Auseinandersetzungen einen positiven Einfluss auszuüben. Das alles lässt mich hoffen.
Ich denke in der letzten Zeit viel an unsere Gemeinschaft des OFS. Die Zeit der Lockdowns haben dem Gemeinschaftsleben ganz schön zugesetzt. Viele Gemeinschaftszusammenkünfte konnten nicht stattfinden. Langsam kamen die Schwestern und Brüder seit Juni in ihren lokalen Gemeinschaften wieder zusammen. Themen der monatlichen Treffen waren natürlich die Gesundheit, der Umgang mit der Vereinzelung durch Hygienemaßnahmen und das Medium Internet, in dem sich so manches entwickelt hat, wie zum Beispiel das Nationalkapitel vom 11.-13. Juni und die Stammtische jeden ersten Dienstag im Monat von 19 – 20 Uhr: hier sind die Termine für dieses Jahr:
05.10.2021
02.11.2021
07.12.2021.
Vom 08.- 10. Oktober wird der neue Nationalvorstand gewählt.
Wir werden unseren Regionalvorstand am Wochenende vom 01.-03. April 2022 im Franziskanerkloster in Berlin Pankow wählen. Hierzu geht noch einmal an dieser Stelle mein Aufruf an Euch alle heraus, sich der Verantwortung für unsere Gemeinschaft zustellen. Für alle Ämter in beiden Ebenen des OFS- Deutschlands werden neue Gesichter gesucht.
Nun wünsche ich uns allen im Namen des Regionalvorstandes ein schönes Franziskusfest.


-pace e bene-
Michael Reißmann OFS (Vorsteher der Region Ost)

Das Memoriale propositi von 1221


In diesem Jahr feiert der Erste Orden des hl. Franziskus „800 Jahre Franziskaner in Deutschland“.
Aber auch die Geschichte des OFS reicht weit bis in diese Zeit hinein. Denn sie beginnt bei der Pönitentenbewegung des Mittelalters; bei den „Brüdern und Schwestern von der Buße“. Zu dieser Büßerbewegung fühlte sich Franziskus hingezogen und er und Klara wurden von ihnen unterstützt. So gab es zu Beginn des 13. Jahrhunderts viele, auch verheiratete Frauen und Männer, die ebenso radikal wie Franziskus das Evangelium leben wollten, ohne ihre Familien zu verlassen. Ihnen gab Franziskus im „Brief an die Gläubigen“ als Orientierung. Dieser Brief ist der Vorläufer des späteren sogenannten „Memoriale propositi, jedoch fehlte ihm eine juristische Orientierung, die notwendig war.
Deshalb entstand unter Kardinal Hugolino von Ostia, den späteren Papstes Gregor IX. (1227-1241) 1221 das Memoriale propositi, die Lebensform der Brüder und Schwestern von der Buße, die in ihren eigenen Häusern leben. Dieses Memoriale ist kein Text von Franziskus. Es enthält aber den im Brief an die Gläubigen überlieferten Geist und darüber hinaus auch Elemente der Humiliaten. Das Memoriale konnte fortgeschrieben und überarbeitet werden, denn es war eine Weisung, ein Programm, aber keine päpstlich bestätigte Regel. Diese kam erstmals 1289 unter Papst Nikolaus IV. (1288-1292) zustande. Er legte das Memoriale zugrunde und nennt Franziskus darin erstmals als Gründer des Dritten Ordens des Hl. Franziskus. Der Brief an die Gläubigen, der von Franziskus wahrscheinlich in seinen letzten vier Lebensjahren geschrieben wurde, ist unserer heutigen Regel vorausgestellt.


Gabriele Drexler OFS Halle

Transitus 2021


Es fällt mir schwer, angesichts der aktuellen Ereignisse in diesem Jahr, etwas über den Transitus und den Heimgang des Heiligen Franziskus zu Gott, unserem Vater zu schreiben. Denken wir an die vielen ungezählten Toten, die die weltweite Corona- Pandemie oder das plötzliche Hochwasser in der Eifel verursacht haben oder an die Toten, Ermordeten und Verzweifelten, die der plötzliche Rückzug der NATO in Afghanistan verursacht hat, so fällt mir es schwer die Schicksale dieser Menschen mit dem Schicksal zu vergleichen, das dem Heiligen Franz von Assisi beschieden war.
Dieser hatte Reichtum und Armut gespürt, kannte das Gefühl von Fesselung und Freiheit, das Gefühl von Einsamkeit und Gemeinschaft, hatte erfolgreich viele Menschen um sich geschart und sie auf den Weg geschickt, hatte mit dem Papst und dem Sultan auf Augenhöhe gesprochen, hatte mit der Heiligen Clara eine Verbündete im Geiste und Glauben und war ganz durch die Liebe zu Jesus an Händen und Füßen gezeichnet. Der kleine Mann aus Assisi war schon zu Lebzeiten ein Superstar! Leicht konnte er den Sonnengesang dichten, auf Schwester Sonne und Bruder Mond verweisen und schließlich am 3. Oktober 1226 Bruder Tod empfangen.
Aber wie ist es um diejenigen bestellt, die 2021 plötzlich krank wurden, trotz Sport und gesundem Leben der Intensivstation und den Beatmungsmaschinen nicht entrinnen konnten, oder denjenigen, die plötzlich und unerwartet machtlos Opfer der hereinbrechenden Fluten wurden, obwohl sie mitten in Deutschland lebten? Wie ist es um die Frauen bestellt, die in Länder Opfer wurden, nur, weil sie Frauen waren oder um die Kinder, die jetzt keine sie schützenden Eltern und Verwandte mehr haben? Konnten sie auf ein erfolgreiches und schönes Leben zurückblicken, hatten sie Zeit, sich überhaupt gedanklich mit Gott auseinanderzusetzen oder Jesus am Kreuz auf sich wirken zu lassen? Für sie ist Tod und Leid aufgezwungen, wirklich, unbarmherzig, ungerecht und plötzlich. Ich glaube, wir dürfen uns von solchen Gegenüberstellungen nicht unsere franziskanische Sichtweise verstellen lassen. Wir sollten immer an Ursache und Wirkung denken! Franz von Assisi hat uns gelehrt, dass wir nie vergessen dürfen:
„Gott erhält alle Geschöpfe am Leben, er ist freundlich und stark, ihm gebührt alle Ehre, alles Lob, aller Ruhm, von ihm stammt aller Segen.“
Sonne, Mond und Wasser und Feuer sind eigentlich zu unserem Nutzen da, und nicht zu unserem Schaden.
Den anderen gegenüber sollte ich mindestens genauso behandeln wie mich selbst, und wenn es geht vielleicht sogar noch etwas besser.
Hiervon ausgehend müssen wir uns fragen, ob wirklich alles beachtet wurde, als das Corona- Virus entdeckt wurde? Wie ist es mit der Vorsicht, dem Abstand halten, der Hygiene und dem Impfen? Welche Verantwortung trage ich, das Virus nicht unbedacht an andere weiterzugeben? Das Virus ist möglicherweise dadurch entstanden, dass Menschen Tieren zu nahegekommen sind, sodass es von Tieren auf Menschen übertragen wurde. Leider kein Einzelfall, wenn wir an die SARS Krankheit oder andere Zoonosen denken.
Ein zentrales Thema für uns Franziskaner ist und bleibt: der Umgang mit der Schöpfung! Feuer und Wasser: Die Gefahren sind bekannt. Verbrauch von fossilen Brennstoffen, Erderwärmung, Abschmelzen der Polkappen und Gletscher. Irgendwo muss ja das Wasser bleiben. Ein Mensch gemachtes Dilemma! Dann darf man sich nicht wundern, dass auf einmal schmale Täler zu Fallen werden. Nicht nur weit weg wie in Indien, sondern auch bei uns kann die Überschwemmungskatastrophe hereinbrechen. Auch hier wieder: der Umgang mit der Schöpfung!
Umweltschutz fängt bei mir an. Dazu gehört auch der Wasserverbrauch und der Verbrauch von Lebensmitteln. Schwester Wasser soll unseren Durst löschen und dient nicht dazu, Abfallberge und Plastikinseln zu beherbergen.
Menschenrechte, Tod und Gewalt in Afghanistan, Syrien, Afrika. Seelische und körperliche Vergewaltigung von Frauen und Kindern, Kinderpornographie…
Ich glaube, Franz von Assisi hätte bitterlich geweint, wenn er in die Zukunft hätte blicken können.
Als Franziskaner können wir insgesamt nicht die Welt retten, aber in unserem direkten Umfeld wirken und Vorbild sein, und uns nicht an Hass, Missgunst, Ausgrenzung oder Verleumdung beteiligen. Die Liebe zum Nächsten muss in unserem täglichen Leben am Arbeitsplatz, im Verein, der Gemeinde oder in der Familie ganz im Vordergrund stehen. Die Kirche aufzubauen, fängt vor der eigenen Nasenspitze an, ganz klein und bescheiden, aber mit einer positiven und wachsenden Wirkung. Nicht Geld ist wichtig, sondern das Verständnis und das Bemühen, den anderen zu verstehen. Deswegen haben wir die Verpflichtung, für Schwächere einzustehen. Seien wir sensibel und dünnhäutig, wo Menschen ausgegrenzt, beleidigt oder benachteiligt werden. Achten wir auf unsere innerste Stimme, die in solchen Situationen anschlägt. Richten wir uns nach ihr und setzen uns dann für den nächsten ein.
Ich kann es nur immer wieder betonen: Als Franziskaner halten wir Jesus am Kreuz wie ein Fadenkreuz im Blick. Lassen wir ihn in uns und durch uns wirken. Dann können wir uns getrost immer wieder die Liedzeilen ins Gedächtnis rufen:
„Du hast uns Herr gerufen und darum sind wir hier. Wir sind jetzt Deine Gäste und danken Dir“.
Diese Zuversicht hatte Franz von Assisi ganz gewiss. Diese Zuversicht möge auch uns beschieden sein!


Thomas Hilgemann, OFS Bildungsbeauftragter der Region Ost

Herausgeber:
Ordo Franciscanus Saecularis (OFS) Region Ost Kontaktadresse: Ordo Franciscanus Saecularis c/o Franziskanerkloster Berlin Pankow, Wollankstraße 19, 13187 Berlin
E-Mail: michaelreissmann56@googlemail.com
Bankverbindung: Ordo Franciscanus Saecularis (OFS) Deutschland e.V.:
Pax- Bank: IBAN: DE19370601936020074017 BIC: GENODED1PAX
Für Spenden kann ein Spendenbeleg für das Finanzamt ausgestellt werden

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