Ausstellung der Werke von Hildegard Hendrichs
11.06. – 15.09.2923
Kirche St. Nicolai und Jacobi, Erfurt

Viele von uns kannten Hildegard Hendrichs, die der OFS-Gemeinschaft Erfurt angehörte. Aus Anlass ihres 100. Geburtstages präsentiert das Bistum Erfurt eine Ausstellung über ihre 50-jährige künstlerische Tätigkeit und ihr Leben.
Hildegard wurde am 7. Juni 1923 geboren und starb am 4. Februar 2013 im Alter von 89 Jahren. Als Bildhauerin schuf sie zahlreiche ausdrucksstarke Skulpturen, Reliefs, Kupferarbeiten sowie Malereien, die sich in vielen Kirchen und Kapellen befinden.

In den Dritten Orden des heiligen Franziskus trat sie 1946 in Geisa ein. Hildegard lebte bis zum Ende ihres Lebens in franziskanischer Einfachheit. Es war für sie nicht leicht in der früheren DDR zu leben, da sie oft aneckte und auch mit dem Gefängnis Erfahrung machte. Viele ihrer Werke waren unter dem Kreuz entstanden. Ihr unerschütterlicher christlicher Glaube und ihre tiefe franziskanische Verwurzelung waren die Grundlage, auf der ihre künstlerischen Werke entstanden sind.

Über ein Jahr war sie auf dem La Verna und hat dort ein Relief geschaffen und Türen gestaltet.

Bildliche Darstellungen des Waldreliefs von 6 Metern Breite in der Aula St. Klara Am La Verna, auf dem Berg der Stigmatisation des Hl. Franziskus (Michael Reißmann OFS) – Kopie aus einem Meditationsbuch

Dies sollte zum Lob Gottes und zur Verkündigung des Evangeliums beitragen. Diese Zeit bezeichnet Hildegard als das “Studium der Liebe Christi und seiner Geheimnisse“. Dort zu sein war eine der größten Gnaden ihres Lebens und der Berg ist ihr zum besten Ort auf der Welt geworden. Das Wort der „Vollkommenen Freude“ zu verkünden war zu ihrer Lebensaufgabe geworden.

Hildegard wurde einmal gefragt, warum viele ihrer Bilder lächeln. Für sie war die Erklärung ganz einfach: „Wenn man Christus betrachtet und seine Liebe; und je mehr Kreuz man auch selbst erlebt und dabei die Liebe Christi erfährt, umso mehr steht dann die Liebe im Vordergrund und die Liebe führt in die Freude“.

Oft hatte sie gesundheitliche Probleme. Ihre zarte Statur verlangte ihr, besonders für die aus Kupfer getriebenen Bildhauerarbeiten, viel physische Kraft ab. Das führte auch dazu, dass Hildegard in den 70er Jahren auch anfing Liedtexte zu schreiben und zu vertonen, sowie meditative Vorträge zu erstellen. In dieser Zeit entstanden auch Kontakte zu evangelischen franziskanischen Tertiaren. Anfangs, gegen Widerstände, fanden die ersten ökumenischen Franziskustage im Cäcilien Stift bei den Diakonissen in Halberstadt statt. Hildegard sagte einmal: „Unser ökumenischer Franziskuskreis brachte mir als Gründerin manches Kreuz; manchen Widerstand. Aber je stärker der Widerstand von außen wurde, um so gesegneter wurden die Tage!“ Dieser ökumenische Franziskuskreis wurde über ihren Tod hinaus weitergeführt.

Hildegards Leben war bestimmt von dem tiefen Bewusstsein, dass sie durch Christus Trost, Liebe und Zuversicht in allen Dingen geschenkt bekommen hat. Dies versuchte sie durch ihre künstlerischen Werke und ihre meditativen Texte zu vermitteln.

Gabriele Drexler- OFS Halle




Kopie aus dem Buch „Schauen Suchen Leben“

Auszüge aus ihren meditativen Texten

Franziskus war aufgebrochen, den Herrn zu suchen. Er hatte sich vom Evangelium treffen lassen. In der Stille suchte er den Willen Gottes über sein Leben zu erfahren. Und Christus, der Gekreuzigte, rief ihn an aus dem Bild in dem Kirchlein von San Damiano. Nun hatte er den Herrn allezeit vor Augen. „Gott ist die Liebe“ hatte der Apostel Johannes gesagt. Und die Augen des hl. Franz wurden immer größer, diese Liebe zu schauen. Der ganze Mensch Franziskus wurde ergriffen von dieser Liebe Christi.

Einmal lief Franziskus weinend durch den Wald und rief: „Die Liebe, die Liebe, wird nicht geliebt!“ Im Annehmen des Kreuzes wuchs die Liebe des hl. Franziskus immer mehr über das enge menschliche Maß hinaus. So, dass sie schließlich in die vollkommene Freude mündete. Das ist die Liebe, die das Aufbegehren des eigenen Ich überwindet, und so in Gott die höchste Freude finden kann.