Was haben kurze Hosen, Weihnachtslieder und Personalmangel in Kitas miteinander zu tun? Mehr als man auf den ersten Blick denkt. Die OFS Gemeinschaft Mecklenburg hat es geschafft dies alles unter einen Hut zu bringen und wirkungsvoll in Szene zu setzen.

Im Jahr 2023 feiert die ganze franziskanische Familie den 800. Jahrestag der Regel des heiligen Franziskus und die Weihnachtsfeier von Greccio. Die lokale Gemeinschaft Mecklenburg hatte eine Idee, wie man diese Ereignisse ahnungslosen Mitbürgern wirkungsvoll nahebringen kann.

Der Mecklenburg-Vorpommern Tag ist ein großes Fest, welches in diesem Jahr in Neubrandenburg gefeiert wurde. Neubrandenburg ist eine alte Ackerbürgerstadt, zirka 90 Kilometer südlich von Rügen am Tollensesee gelegen. Dort präsentierten sich am ersten Juli Wochenende sämtliche Ministerien der Landesregierung, nachgeordnete Behörden, die Bundeswehr und Polizei, die Deutsche Bahn etc. und die Kirchen des Landes.

Vor der großen Konzertkirche, die ehemalige Marienkirche, hatte die evangelische Kirche und die Diakonie auf einer Wiese ein breites Angebot aufgefahren. Und mittendrin befand sich das rollende Kloster von Bruder Gabriel aus Waren! Da unsere Gemeinschaft mit den Brüdern in Waren einen sehr engen Austausch pflegt, haben wir uns sein Wohnmobil zu Nutze gemacht. Bruder Gabriel hatte ein großes Transparent mit dem Bild einer Krippe drucken und am Heck anbringen lassen. Wir bauten zudem ein Zelt auf, unter dem lebensgroße Krippenfiguren zu sehen waren. Patricia aus Dresden, die auch franziskanisch unterwegs ist, war extra mit ihrer Gitarre und Weihnachtsliedern angereist.

Und dann ging es auch schon los: Unser Ziel war es, die Krippendarstellung aus dem merkantilen Weihnachtskontext herauszuholen. Wer baut schon mitten im Sommer eine Krippe auf und singt Weihnachtslieder? Aber genau das wollten wir, denn viele Krippen schmücken zwar am 24. Dezember die Wohnzimmer, aber alle Augen sind für gewöhnlich auf die großen und kleinen bunten Geschenkpakete unter dem Weihnachtsbaum gerichtet.

Wir wollten aber – wie der Heilige Franz von Assisi – darauf hinweisen, wer uns wirklich geschenkt wurde. Sein Staunen, über die Geburt von Gottes Sohn, so klein, so zerbrechlich , so arm und so nackt in der Krippe, das wollten auch wir darstellen. Dabei ist mir persönlich das Weihnachtsfenster im Schweriner Mariendom in Erinnerung, das einen staunenden bärtigen Mann vor dem nackten Jesuskind zeigt. Die großen aufgerissenen Augen zeugen von dessen Staunen: Jesus Christus ist geboren und wurde uns „geschenkt“! Das ist das eigentliche große Wunder! In Jesus Christus, der JHS (Jesus-Heiland-Seeligmacher) begegnet uns Gott auf diese demütigste Weise und fordert uns auf, genauso demütig und großherzig auf unsere Mitmenschen zuzugehen. Darauf wollten wir hinweisen.

Wir sangen also mit T-Shirts und kurzen Hosen und Röcken bekleidet fröhliche Weihnachtslieder im Sonnenschein und tatsächlich blieben einige Menschen erstaunt stehen oder setzten sich sogar zu uns und sangen mit.

Mit den Geschenken, die auch dort unter der Krippe abgelegt waren, wollten wir gleichzeitig auf die Situation der Kinder in den Krippen und Kindergärten in Mecklenburg-Vorpommern aufmerksam machen. Wir forderten durch die aufgeklebten Botschaften auf den Geschenkpaketen, dass die Kinderbetreuung verbessert werden muss!

Wir forderten dass die Beitragsfreiheit der Kindergärten nicht auf dem Rücken der Kinder durch zu wenig Personal, nicht fachlich ausgebildetem Personal oder überforderten Personal ausgetragen werden darf! Kinder sind ein Geschenk Gottes! Ihre Würde und Unversehrtheit muss unser aller Herzensangelegenheit sein! In Mecklenburg-Vorpommern ist der Anteil der Kinder in Gruppen mit zu niedrigen Personalschlüssel bundesweit am schlechtesten.

Kindergärtnerinnen, die zu uns kamen bestätigten unsere Forderung.

Somit war das fahrende Kloster mit Bruder Gabriel und unsere Krippenaktion ein Zeichen, dass franziskanisches Leben auch im Nord-Osten von Deutschland existiert und es auch hier Menschen gibt, die franziskanisch unterwegs sind.

Thomas Hilgemann,ofs

Wer noch mehr über Bruder Gabriel wissen möchte, der hat die Möglichkeit seinen Blog zu verfolgen:

https://franziskanisch-unterwegs.jimdofree.com

Die großen Aufsteller von Klara und Franziskus waren natürlich auch dabei (Foto: Patricia Sorek)
Plakat an Br. Gabriels Wohnmobil (Foto: Patricia Sorek)