In dieser Ausgabe kommen Ordenschristen verschiedener franziskanischer Ordenszweige in einem Beitrag zu Wort. Unter anderem teilt Bruder Markus ein berührendes Oster-Erlebnis mit uns, Joachim Kracht vergleicht in seinem Beitrag den heiligen Geist mit einem Mundschutz – im positiven Sinne. Das FKA lädt zur religiösen Woche im Oktober ein und zum Schluss gibt es sogar ein Preisrätsel – mit Gewinngarantie. Weiter lesen lohnt sich also in jedem Fall.

800 Jahre Ordensregel des Franz von Assisi

dieses auf unserem Titelbild dargestellte Ereignis wäre bestimmt auch für unsere im Juni 2022 verstorbene Anni Schlecht ein Grund zum Feiern gewesen. Hielt sie doch nicht nur in ihrer Funktion als Provinzsekretärin des 3. Ordens immer engen geschwisterlichen Kontakt mit den anderen franziskanischen Ordenszweigen und stand ihnen tatkräftig bei. Ebenso wie Leni Payerl, die Gründerin unseres FKA, die zeitlebens z.B. den im Februar 2023 in Chile verstorbenen Kapuziner Bischof Sixtus Parzinger bei seiner Tätigkeit in der Mission mit den ihr zur Verfügung stehenden Möglichkeiten
unterstützte.
Auch uns ist diese Verbundenheit mit unseren franziskanischen Geschwistern, die in klösterlichen Gemeinschaften leben, ein wichtiges Anliegen. Und so werden in dieser Ausgabe unseres FKA im Dialog Ordenschristen verschiedener franziskanischer Ordenszweige in einem Beitrag zu Wort kommen. Ordenschristen, die das FKA teilweise schon seit vielen Jahren tatkräftig unterstützen – wie Sr. Luzia Klühspies von den Klarissen in Kevelaer-, teilweise aber auch erst seit kurzem mit großem Eifer für unser FKA wirken wie Sr. Maria Klara Berlesmann von den Thuiner Franziskanerinnen oder Br. Markus Scholz von den Franziskanerminoriten. Und – zu guter Letzt- haben sich P. Robert Jauch von den „braunen“ Franziskanern sowie Sr. Margit Herold und Sr. Alexandra Gambietz von den Oberzeller Schwestern spontan bereit erklärt, für uns einen Gastbeitrag zu schreiben.
Allen Mitschreibenden und Mitwirkenden, aber natürlich auch allen Spendern ein herzliches Vergelt’s Gott im Namen des ganzen Teams.

Allen Lesern unseres FKA im Dialog ein gnadenreiches Pfingstfest und pace e bene
Euer Team vom FKA im Dialog

P.S. Wer sich für das Thema „Orden(s)leben“ damals und heute näher interessiert, dem empfehlen wir wärmstens die Teilnahme an unserer diesjährigen Religiösen Woche in Altötting vom 08.-14.10.2023 ?


Liebe Schwestern und Brüder,
SCHÖN – dieses Wort habe ich von einem Besuch an Ostern mitgenommen und es begleitet mich seither.
Es lief eigentlich alles gut, bis kurz nach Beginn der Pension der Blitz wie aus heiterem Himmel einschlug: Krebs. Nicht heilbar. Aggressiv. Schnell voranschreitend. Die Ärzte geben der Patientin drei bis maximal sechs Monate. Das alles ist nun etwa ein Jahr her. Nach der Feier von Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu bin ich am Nachmittag des Ostersonntags bei dieser Frau zu Besuch. Ihr Zustand ist ernst und sie weiß, dass sie das Jahr 2023 nicht mehr zu Ende erleben wird. So gut es geht, möchte sie aber die Zeit nutzen, um Dinge zu regeln oder ihren Angehörigen das ein oder andere mitzuteilen. Mit der Kirche – so sagt sie – sei sie in den letzten Jahren eher auf Abstand gewesen. Trotzdem verspürt die Frau das Bedürfnis nach einem Gespräch, einer Aussprache sowie dem Empfang der Krankensalbung und der Eucharistie. Während der Feier hält sie ein kleines Holzkreuz in der Hand. Sie möchte, dass ich ihre Angehörigen zur Krankensalbung rufe. Gemeinsam feiern wir am Krankenbett gewissermaßen das österliche Triduum: wir bekennen unsere Schuld, feiern die Versöhnung, die Sterbesakramente, wir beten,
singen und stimmen schließlich ein in das österliche Halleluja.
Nach dem Segen und dem Gruß an die Gottesmutter verlassen die Verwandten das Krankenzimmer. Ich wechsle noch einige Worte mit der offensichtlich innerlich tief bewegten Frau und verabschiede mich.
SCHÖN – so vernehme ich es halblaut, aber deutlich, aus ihrem Mund, als ich die Tür ihres Zimmers hinter mir zu mache.
In diesem Augenblick wusste ich: Jesus lebt! Jesus berührt auch heute Menschen! Jesus lässt sich nicht ab- oder aufhalten – von nichts und niemandem! Es ist Ostern – Danke, Halleluja!

Liebe Schwestern und Brüder,
im Rückblick auch für mich SCHÖN, diese zutiefst persönliche Ostererfahrung 2023. Es war nicht der Einzug in die dunkle
Kirche mit der brennenden Osterkerze, nicht das Ertönen der festlichen Orgelklänge zum Gloria oder das feierliche Halleluja.
Es war die Erfahrung, dass der Auferstandene auch heute bei uns ist. Nicht sichtbar für unsere Augen, nicht beweisbar.
Aber erfahrbar, spürbar. Von außen betrachtet: eine schwere Situation, ein trauriger Anlass. Aber der Auferstandene, der noch immer die Leidesmale trägt, war uns an diesem Nachmittag so unwahrscheinlich nah! „Verklärt ist alles Leid der Welt, des Todes Dunkel ist erhellt. Uns ist geschenkt sein Heil’ger Geist, ein Leben, das kein Tod entreißt.“ Wie oft schon habe ich die Strophe des Osterliedes „Das ist der Tag, den Gott gemacht…“ gesungen, aber noch nie so intensiv erleben dürfen. Eine wirklich SCHÖNE Ostererfahrung, die kein Mensch machen konnte, sondern die uns vom Herrn in dieser Stunde selbst geschenkt wurde.
Jetzt, zu Pfingsten, feiern wir das bleibende, unsichtbare und doch so stärkende Geschenk Gottes, den Heiligen Geist. Wie viele von uns haben ihn in den unterschiedlichsten Situationen spüren dürfen, als den Helfer und Tröster. Vertrauen wir weiter auf diese Kraft Gottes, die uns tagtäglich ermutigt, unser JA zu sagen, zu dem, was ist! Lassen wir uns vom Geist Gottes ermutigen und überraschen! Auf dass auch an Pfingsten und weit darüber hinaus Menschen aussprechen können: SCHÖN.

Von Herzen wünsche ich Euch solche Erfahrungen mit Jesus, den Menschen in Eurem Umfeld, dem „FKA im Dialog“, den einzelnen Briefgruppen, am Telefon, via E-Mail oder auch persönlich! Erfahrungen, die jeder und jedem Mut machen, die Kraft geben und heilsam sind, die Euch letztlich und endlich spüren und sagen lassen: SCHÖN.
Seid gesegnet und bleibt behütet!
Mit franziskanischem Gruß: Pace e bene!
Br. Markus


Sicherlich haben wir die Geschichte vom Pfingstfest schon oft gehört. Es wird uns berichtet vom Kommen des Geistes, seiner Kraft, die verglichen wird wie Feuer und gewaltigen Sturm. Heiß, ansteckend, nicht sichtbar, aber deutlich spürbar, dynamisch, kraftvoll, Grund zur Freude und Begeisterung. Das alles steckt in den uns bekannten Bildern. Doch wir müssen uns die Frage stellen, ob wir uns nach all den Jahren nur an diesen Bildern erfreuen, oder ob wir den Hl. Geist wirklich erfahren. Denn es kommt doch darauf an, was der Hl. Geist heute in mir, unter uns bewirkt. Ich bin mir sicher, dass die Wirkung nicht auf damals beschränkt ist, sondern auch noch heute ganz aktuell und real ist. Petrus ist ein sehr gutes Beispiel, wie aus einem ängstlichen, verunsicherten Nachfolger Jesu, ein mutiger wird. Der nun mit klaren Worten sagt, was es mit der frohen Botschaft auf sich hat. Gottes Geist hat Auswirkungen und Konsequenzen. Sie in den Blick zu nehmen, sie zu erkennen und zu erbitten, darum geht es
am Pfingstfest. Ich will dies mit einem Bild aus der heutigen Zeit für uns verdeutlichen. Durch diesen Vergleich ist mir die gewaltige und wunderbare Wirkung des Hl. Geistes neu bewusst geworden. Und zwar:

So sah die Wiesen in vielen Gärten im letzten Sommer aus: Was ist passiert? Nun, der Anblick des Rasens war ein Bild des Jammers. Verkümmert, vertrocknet von dem Rekordsommer, stark beansprucht und nicht gepflegt.
So bedauernswert war auch die Situation damals, als der Hl. Geist über die Jünger kam. Sie waren nach der Himmelfahrt Jesu unglücklich, ver- und bestimmt auch bekümmert, vertrocknet von der Angst. Jetzt, wo Jesus nicht mehr da ist, werden sie sich gefragt haben, wer sie nun pflegen wird und mit allem, was sie brauchen, versorgen wird. Haben sie sich daran erinnert, dass Jesus ihnen den Geist versprochen hat? Ich weiß es nicht. Aber ich bin mir sicher, dass sie nichts anderes tun konnten, als abzuwarten – so, wie der Rasen auch. Der kann sich nicht von selbst pflegen. Sich nicht selbst mit dem versorgen, was er benötigt. Er ist auf fremde Hilfe von außen angewiesen. Und es wird deutlich, dass der Hl. Geist diese fremde Hilfe von außen ist. Er ist also nicht an eine Leistung geknüpft, sondern an den Glauben, durch den ich den Hl. Geist einfach so von Gott geschenkt bekomme habe. Gerade in schwierigen Zeiten, wie wir sie derzeit erleben, ist Gottes Geist so wichtig. Wenn ich ausgetrocknet bin, weil ich Angst vor der Zukunft habe oder einsam bin oder kraftlos aufgrund unzähliger Aufgaben oder verunsichert bin, was denn noch stimmt und was nicht – was richtig ist und was nicht – wie ich mich entscheiden soll, dann wirkt der Geist Gottes in mir. Konkret bete ich dann zu Gott und bitte auch den Hl. Geist in mir zu wirken. Das ist dann wie der Dünger für den Rasen. Manchmal ganz schnell, manchmal deutlich langsamer werde ich ruhiger, spüre ich Gottes Frieden, weiß
um seine Gegenwart in mir. Ich schöpfe Kraft und Hoffnung. Ich bekomme vielleicht genau den richtigen Gedanken, den ich jetzt brauche. So wie die Jünger damals von der lähmenden Angst befreit wurden, so befreit mich auch heute noch der Geist von allem, was mich fesselt und niederdrückt. Bei weitem verändert er nicht immer die Situation, aber er verändert mein Herz und mein Denken. Und das ist oft entscheidend, um auch die belastende Situation meist Stück für Stück zu verändern oder zu lösen. Der Hl. Geist ist genauso kein Automatismus. Manchmal braucht es viel geduldiges Gebet und Warten. Der Hl. Geist ist auch kein Fall für Egoisten. Von Anfang war und ist der Hl. Geist eine Gemeinschaftssache. Das erzählt die Bibel ja sehr eindrücklich. „Sie
alle waren beieinander“. Ja, der Hl. Geist baut Gemeinschaft und er baut auf die Gemeinschaft. Er verbindet. Er bedient sich der unterschiedlichsten Gaben und Charaktere. Er stellt Einheit her wie zum Vater und zum Sohn. Schließlich noch zum Schluss: Wir alle dürfen nicht beim Erinnern an den Hl. Geist und bei den Gedanken über ihn stehen bleiben. Gottes Geist will wirken und er wirkt. Lassen wir ihn also auch wirken. Wenn der Hl. Geist uns schon geschenkt wird und er uns mit allem ausrüstet, was wir brauchen, dann lasst uns auch so mit ihm leben. Hier habe ich ein konkretes Beispiel.

Ich las einen Beitrag über Eph 4,29.: „Redet nicht schlecht voneinander, sondern habt ein gutes Wort für jeden, der es braucht. Was ihr sagt, soll hilfreich und ermutigend sein, eine Wohltat für alle.“ Dies wurde mit einem Mundschutz verglichen, der so oft nervt – gerade als Brillenträger. Aber hier wurde der Mundschutz auf unseren Glauben übertragen. Denn eigentlich brauchen wir doch ein Leben lang gerade für das, was wir sagen, eine Art Mundschutz. Und dieser Mundschutz ist für mich der Hl. Geist. So kann er zwar auch unbequem sein. Aber er will uns helfen, durch unser Denken, Sprechen und Handeln, Gott zu verherrlichen, gute Saat auszusähen und überzeugte und überzeugende Nachfolger Jesu zu sein. Nicht zufällig gehören zu seinen Früchten: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut. (Gal 5,22-23) Wir brauchen Worte der Liebe, des Friedens, der Hoffnung, der Erbauung, der Ermahnung, aber dann gerade auch der Vergebung und Versöhnung. Worte, die trösten, die aufbauen, die Mut machen, die Kraft geben, die den anderen aufrichten und selbst lieben lassen. Höchste Zeit für Erneuerung, Stärkung und neue Ausstrahlung durch den Hl. Geist, der uns gegeben ist, so dass wir im übertragenen Sinne, die Wiese zum Grünen bringen.
Komm, Heiliger Geist, mit deiner Kraft, die uns verbindet und Leben schafft. Schenke uns von deiner Liebe, die vertraut und
die vergibt. Alle sprechen eine Sprache, wenn ein Mensch den andern liebt
. Komm und erfülle uns mit allem, was jede/r einzelne von uns braucht.

Joachim Kracht

Weitere Beiträge, eine Einladung und sogar ein Preisrätsel gibt es hier in der gesamte Ausgabe als DOWNLOAD